Leitung:
Dr. Peter Esser, M.Sc.
Prof. Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dr. Katharina Kuba
Prof. Dr. Jochen Ernst
Franziska Springer, M.Sc.
Projektbeschreibung:
Trauma- und belastungsbezogene Störungen bei Krebspatient:innen können einen negativen Einfluss auf die Behandlung und damit auch auf den Therapieerfolg und die Prognose der körperlichen Grunderkrankung haben. Die Befundlage hierzu ist wenig belastbar. Insbesondere Patient:innen mit einer Stammzelltransplantation (SZT) sehen sich im Therapieverlauf mit besonders hohen psychosozialen und körperlichen Belastungen konfrontiert. Neben der Hochdosis-Chemo- und der Radiotherapie bestehen hohe Risiken lebensgefährlicher Komplikationen einschließlich Infektionen, Nierenversagen, Atmungsinsuffizienz oder Abstoßungsreaktionen der Spenderzellen. Bisherige Ergebnisse zu den hieraus resultierenden trauma- und belastungsbezogenen Störungen sind uneinheitlich, differential-diagnostische Untersuchungen fehlen und oftmals sind die Studien methodisch limitiert. Im Kontext der Einführung neuer diagnostischer Kriterien (DSM-5 sowie ICD-11) für die psychischen Störungen werden bisherige Befunde obsolet und sollten, auch in Hinblick auf die Versorgungspraxis, notwendigerweise überprüft werden.
Die Datenerhebung ist abgeschlossen und im Studienverlauf konnten 291 hämatologische Patientinn:en mit und ohne SZT zum Vorliegen psychischer Belastungen mit Fokus auf trauma- und belastungsbezogene Störungen untersucht werden. Verwendet wurden validierte Fragebögen sowie ein strukturiertes klinisches Interview (SKID), das an die aktualisierten diagnostischen Kriterien angepasst wurde.
Von den Befragten berichteten ca. 60% von krebsbedingten Stressoren im Krankheitsverlauf. Am häufigsten wurde hier der Moment der Diagnosestellung berichtet. Nach den neuen diagnostischen Kriterien (DSM-5) sind jedoch nur ein Bruchteil dieser Stressoren potenziell traumatisch (8% aller berichteter Stressoren) und eine Diagnose der krebsbedingten Posttraumatischen Belastungsstörung ist selten (1.1%), aber möglich. Eine Anpassungsstörung wurde in 7% der Betroffenen diagnostiziert.
Eine Untersuchung der Patient:innen mit und ohne SZT zeigte überraschenderweise keine Unterschiede hinsichtlich der trauma- und belastungsbezogenen Symptomatik. Stressoren, die sich aus der SZT ergeben, sind also möglicherweise nicht die vorherrschenden, und hämatologische Krebspatient:innen sind bereits mit schwerwiegenden Stressoren konfrontiert, die zu trauma- und belastungsbezogenen Symptomen führen können. Patient:innen, die ein besonders hohes Risiko für Belastungssymptome aufwiesen, waren jünger, hatten weitere körperliche Erkrankungen und Belastungen und waren nicht in Remission.
Bisher erschienene Publikationen:
- Esser, P., Kuba, K., Ernst, J. et al. (2019). Trauma- and stressor-related disorders among hematological cancer patients with and without stem cell transplantation: protocol of an interview-based study according to updated diagnostic criteria. BMC Cancer 19, 870. https://doi.org/10.1186/s12885-019-6047-9
- Springer, F., Friedrich, M., Kuba, K., Ernst, J., Glaesmer, H., Platzbecker, U., ... & Esser, P. (2023). New progress in an old debate? Applying the DSM‐5 criteria to assess traumatic events and stressor‐related disorders in cancer survivors. Psycho‐Oncology, 32(10), 1616-1624. https://doi.org/10.1002/pon.6213
- Springer, F., Kuba, K., Ernst, J., Friedrich, M., Glaesmer, H., Platzbecker, U., ... & Esser, P. (2023). Symptoms of posttraumatic stress disorder and adjustment disorder in hematological cancer patients with different treatment regimes. Acta Oncologica, 62(9), 1110-1117. https://doi.org/10.1080/0284186X.2023.2239477
- Springer, F., Esser, P., Friedrich, M., Ernst, J., Platzbecker, U., Vucinic, V. & Mehnert-Theuerkauf, A. (2023). Compliance with medical regimen among hematological cancer patients and its association with symptoms of posttraumatic stress disorder and adjustment disorder. Front. Psychol. 14:1278485. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1278485
Weitere Publikationen sind in Planung.
Kontakt:
Franziska Springer, M.Sc.
Telefon: 0341 - 97 15463
E-Mail: franziska.springer@medizin.uni-leipzig.de
Förderung:
Teilfinanzierung durch Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.
(1.1.2019 – 31.07.2020), anschließend Finanzierung durch Abteilungsmittel
Projektnummer:
933000-155
Laufzeit:
1/2019 – 12/2021