Der Weg zum CI

Zu Beginn werden wir mit Ihnen klären, ob für Sie oder Ihr Kind alle Voraussetzungen für eine Implantation gegeben sind. Nach der Operation beginnt dann ein längerfristiger Prozess, in dem das Cochlea-Implantat in kleinen Schritten an die individuellen Hörsituationen angepasst wird und Sie oder Ihr Kind lernen können, damit zu hören.

Der zeitliche Ablauf

​Vor der Operation

Ob für Sie ein Cochlea Implantat infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab, die im Vorfeld der Implantation abgeklärt werden müs­sen. Erst danach wird gemeinsam mit Ihnen entschieden, ob und wann die Operation erfolgt oder ob noch andere Therapiemöglich­keiten bestehen. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt und ist mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden. Danach muss zunächst das Wundgebiet ausheilen.

Nach der Operation

Vier bis sechs Wochen nach der Operation erfolgt die sogenannte Basistherapie: Das CI wird das erste Mal angeschaltet und der Sprachprozessor Schritt für Schritt auf die individuellen Höreindrücke (Hörbedingungen) eingestellt. Bereits an dieser Stelle beginnt ein intensives Hör- und Kommunikationstraining (HKT) bzw. eine Hör-Sprach-Therapie (HST), in der Audi­ologen und Therapeuten / Pädagogen eng mit Ihnen zusammen­ arbeiten, um zu gewährleisten, dass die Höreindrücke richtig inter­pretiert werden. Nach dieser Basistherapie wird das CI etwa vier Wochen in der gewohnten Umgebung zu Hause getragen. Anschließend werden während der Folgetherapie die Optimierung des Sprachprozessors und das Hör- und Kommunikationstraining / Hör-Sprach-Therapie fortgesetzt.

Die Rehabilitationsphase

Die gesamte Phase der Rehabilitation (Basistherapie und Folge­therapie) erstreckt sich bei Kindern in der Regel über drei Jahre, bei Erwachsenen über zwei Jahre. In dieser Zeit erfolgen bei Kindern regelmäßig therapeutische und pädagogische Übungseinheiten, begleitet von einer weiteren Optimierung der Einstellung des Sprachprozessors. Für die regelmäßige Beurteilung der Hör­, Sprach­ und allgemeinen Entwicklung bei Kindern steht ein umfas­sendes Konzept der Entwicklungsdiagnostik zur Verfügung. Bei Erwachsenen kommt es darauf an, verloren gegangene Hörein­drücke wieder zu lernen und die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Nach Beendigung der Rehabilitation betreuen wir Sie ein Leben lang ärztlich, technisch und therapeutisch. Wir informieren Sie außerdem über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Cochlea­-Implantat­-Versorgung.

Die Voruntersuchungen

​Der Nutzen eines Cochlea Implantates ist abhängig von verschie­denen Voraussetzungen. Deshalb benötigen wir vor der Entscheidung, ob Sie für ein CI geeignet sind, folgende Voruntersuchungen:

  • Hörprüfungen
  • Sprachstandserfassung
  • Radiologische Untersuchungen (MRT und CT)
  • Entwicklungsdiagnostik / Psychologische Beratung
  • Pädagogische Beratung (bei Kindern)
  • Vorstellung der unterschiedlichen Hörsysteme

Die Entscheidung & Vorbereitung

Wir entscheiden gemeinsam, ob ein CI die richtige Versorgung für Sie ist.

Wenn Sie sich für ein CI entscheiden, werden wir Ihnen und gern auch Ihren Angehörigen die nun folgenden Schritte erläutern: In einem Vorgespräch erklären wir Ihnen ausführlich, wie ein Implantat funktioniert, wie die Operation abläuft und welche Risiken beste­hen. Außerdem informieren wir Sie über die Technik und die ver­schiedenen Herstellerfirmen.

Bedenken Sie: die Auswahl eines bestimmten Implantats ist ein Entschluss für das ganze Leben. Deshalb sollten Sie sich selbst und bewusst dafür entscheiden. Sie können sich mit unseren Ansichtsexemplaren vertraut machen und eventuell auch schon entscheiden, welche Farbe Ihnen gefällt. Die vielen Fragen, die sicherlich auftreten werden, beantworten wir Ihnen gern.

Aktuell gibt es drei Herstellerfirmen: Cochlear, Advanced Bionics und MedEl. Trotz der unterschiedlichen Konfiguration sind alle drei Systeme bestens geeignet, um ein Sprachverstehen zu ermöglichen. Es gibt aber durchaus Unterschiede in der Handhabung der Geräte. Nach den Voruntersuchungen werden Sie ausführlich über die unterschiedlichen Eigenschaften und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Implantate informiert. Sie können sich dann zusammen mit Ihrer Familie beraten, welches Cochlea Implantat am besten zu Ihnen passt.

Zudem müssen schon im Vorfeld der Operation die anschließenden Schritte vorbereitet werden. Das betrifft sowohl die Terminplanung für die Erst- und Folgeanpassung, als auch die Einbeziehung aller Mitarbeiter unseres Teams, die Sie betreuen werden. Bereits an dieser Stelle werden wir Sie über Selbsthilfegruppen informieren. Selbstverständlich beziehen wir auch Ihre niedergelassenen Fachärzte ein und berichten über jeden Abschnitt der Behandlung.

Die Operation

Für die Operation werden Sie auf unserer HNO­-Station aufge­nommen, da Sie einer Betreuung bedürfen. Bei Kleinkindern ist die stationäre Aufnahme eines Elternteils oder einer anderen Begleitperson möglich.

Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Der Hautschnitt ist klein und lässt sich kosmetisch günstig hinter der Ohrmuschel anlegen. Danach wird unter dem Operationsmikroskop der Weg zum Mittelohr gebahnt. Schließlich wird eine kleine Öffnung in die Hörschnecke angelegt, durch die der Elektrodenträger eingeführt wird.

Während der Operation wird die Funktionsfähigkeit des CIs mehrmals getestet. Hierbei wird jede Elektrode einzeln gemessen und mit einem Computersystem geprüft.

Die Wunde wird abschließend verschlossen und verbunden.

Die Basistherapie

​Egal in welchem Alter ein CI implantiert wird: Der Hörerfolg, der Ihnen oder Ihrem Kind mit einem CI möglich ist, hängt entscheidend von den anschließenden Rehabilitationsmaßnahmen ab.

Mit der Erstanpassung in der Klinik beginnt die Zeit der Basistherapie, in der das CI-­System erstmalig aktiviert und ein erstes Hören möglich wird. Nach und nach wird im Verlauf der Erstanpassung das CI systematisch an Ihre Bedürfnisse bzw. an die Bedürfnisse Ihres Kindes angepasst. Gemeinsam werden wir es so einstellen, dass Sie ein angenehmes Hörerlebnis haben. Parallel dazu setzt das Hör- und Kommunikationstraining / Hör-Sprach-Therapie ein.

Bei diesem Prozess werden unsere kleinen Patienten von speziell ausgebildeten Pädagogen des Förderzentrums der Samuel-­Heinicke-­Schule unterstützt. Die Basistherapie erfolgt an fünf aufeinander folgenden Tagen.
In der Regel beginnt sie vier bis sechs Wochen nach dem Einsetzen des Cochlea Implantates und beinhaltet im Einzelnen:

  • Medizinische Nachbetreuung
  • Ersteinstellung des Sprachprozessors und technische Kontrolle
  • Schrittweise Optimierung der Sprachprozessoreinstellung
  • Hörtest
  • Schulung in der Handhabung des CIs und in der Nutzung von Zusatzgeräten
  • Hör- und Kommunikationstraining / Hör-Sprach-Therapie
  • Psychologische Begleitung

Die Folgeanpassung

​Die in der Basistherapie begonnenen therapeutischen Maßnahmen werden in der Folgetherapie fortgeführt.

Dabei wird an einer schrittweisen Optimierung der Sprachprozessoreinstellungen gearbeitet. Im Laufe der Zeit gewöhnen Sie sich an die Höreindrücke mit dem Cochlea Implantat, sodass durch die Feineinstellung das Sprachverstehen und die Klangwahrnehmung verbessert werden können.

Die Therapie bei Kindern

​Die Entwicklung der Hör­ und Sprachfähigkeit sind das Hauptanlie­gen der Hör-Sprach-Therapie nach erfolgter Cochlea Implanta­tion.

Ziel des Hören-­Lernens mit dem Cochlea Implantat ist es, die Höraufmerksamkeit zu entwickeln, einen hörgerichteten Lautsprach­erwerb zu initiieren und die Sinnesleistung Hören als integralen Bestandteil im Leben Ihres Kindes zu verankern.

Ein erstes Kennenlernen zwischen Ihnen und den Pädagogen findet in der Regel im Rahmen der Diagnostikwoche statt. Sie erhalten eine erste Beratung zu inhaltlichen Aspekten und organisatorischen Abläufen der dreijährigen Rehabilitationsphase. Besonders das Hören­Lernen mit dem Cochlea Implantat sowie der Ablauf und zeit­ liche Umfang der Therapieeinheiten werden mit Ihnen besprochen.

Schwerpunkte der Hör-Sprach-Therapie sind

  • Spiele und Übungen zum Wecken der auditiven Aufmerksam­ keit und dem Entdecken vielfältiger Geräusche aus der Umwelt
  • Differenzierung, Diskrimination, Lokalisation von Geräuschen und Sprache
  • Zuhören, Erkennen und Verstehen sprachlicher Äußerungen
  • Entwicklung lautsprachlicher Fähigkeiten
  • Einsatz rhythmisch­-musikalischer und motorischer Übungen

Ihre aktive Mitarbeit als Eltern ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Rehabilitationsphase. Sie erhalten in der Hör-Sprach-Therapie Anleitung und Beratung zur Kommunikation mit Ihrem Kind im Alltag. Weitere Fördermöglichkeiten werden gemeinsam mit den mitbetreu­enden Einrichtungen, wie Kindertagesstätten, Schulen oder Logo­päden besprochen.

In unserem Elterncafé und bei gemeinsamen Festen erhalten Sie die Möglichkeit, gemeinsam mit Ihrem Kind andere Familien kennen zu lernen und in Austausch zu treten. In regelmäßig stattfindenden Teamsitzungen werden gemeinsam mit Ärzten, Therapeuten und Audiologen pädagogische, thera­peutische und organisatorische Themen ausgetauscht.

Hör- und Kommunikationstraining bei Erwachsenen

​Für das Angleichen der Hör-Erinnerungen von früher und die entsprechende Verarbeitung im Gehirn benötigen Sie viel Übung, Geduld und Durchhaltevermögen.

Die Häufigkeit des Hör- und Kommunikationstrainings richtet sich nach Ihren individuellen Bedürfnissen und Vorerfahrungen und dauert in der Regel zwei Jahre. Beim „neuen Hören“ von einfachen Geräuschen bis hin zum Verstehen von Sprache werden Sie von erfahrenen und speziell ausgebildeten Therapeuten begleitet.

Im engen Kontakt mit dem Audiologen wird mit Ihnen an der Optimierung Ihres Sprachprozessors gearbeitet.

Ziel ist es, dass Sie sich in der neuen Welt des Hörens mit CI zurechtfinden, die technischen Möglichkeiten, die das CI bietet, ausschöpfen und Ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern. Ent­sprechend Ihrer Hörerfahrung vor der Implantation kann sich dies sehr unterschiedlich gestalten. Dafür werden für Sie individuali­sierte Therapiepläne von den Therapeuten erarbeitet.

In Einzel­ und Gruppentherapien werden mit Ihnen strukturierte Hörübungen durchgeführt, damit Sie sich besser an den neuen Hör­eindruck gewöhnen können. Diese werden auf Ihre spezielle Situa­tion und Bedürfnisse abgestimmt. Wir werden Sie in den Therapien dabei unterstützen, die technischen Möglichkeiten Ihres CIs besser zu verstehen und zu nutzen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Hör- und Kommunikationstrainings ist die Gruppentherapie. Hier stehen unter anderem der Austausch und das Miteinander mit anderen CI­-Trägern im Vordergrund.

Es wird mit Ihnen geübt, wie Sie sich die Kommunikation im Alltag erleichtern können. Ein weiteres therapeutisches Angebot in dieser Phase ist die Beratung von Angehörigen, Freunden und eventuell Ihren Arbeitskollegen.

Gerne helfen wir Ihnen, auch im Vorfeld, Kontakt zu anderen CI-­TrägerInnen herzustellen. 

Langzeitbetreuung

Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen schließt sich nach Beendigung der Rehabilitation die lebenslange Nachsorge durch unser Cochlea-­Implantat­-Zentrum an.

Für Erwachsene findet die Betreuung einmal jährlich, für Kinder zweimal jährlich statt.

Sie be­inhaltet die technische Überprüfung der Sprachprozessoreinstellung, die Überprüfung der Hör­ und Kommunikationsfähigkeit sowie eine Arztvorstellung.

Liebigstraße 12, Haus 1
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Telefon:
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Fax:
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