Stuhlinkontinenz ist ein komplexes Krankheitsbild unterschiedlichster
Ausprägungen. Angeborene Fehlbildungen sind im Kindesalter die häufigste
Ursache. An unserer Klinik besteht besteht ein definiertes Behandlungskonzept,
wonach die Kinder bis zum Erreichen des Schuleintrittsalters ihre
Stuhlentleerung vollständig kontrollieren können. Eine geplante Abfolge
einzelner Behandlungsschritte stellt die Darmkontinuität wieder her,
rekonstruiert den Sphinkterapparat und trainiert die Muskulatur des
Beckenbodens. Klinische und manometrische Kontrollen zeigen, ob bestimmte
Behandlungsergebnisse in vorgegebenen Zeiträumen erreicht werden können. Dies
bestimmt weitere operative oder konservative
Behandlungsschritte.
Unsere Klinik ist zertifizierte
Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V.
1.
Die erste Operation zur Beseitigung einer Analatresie stellt am
Beckenboden die anatomischen Verhältnisse wieder her. Der Enddarm wird als Anus
an der normalen Sollstelle eingenäht. Eine Vernähung von Muskelstrukturen als
Beckenbodenrekonstruktion bildet stabilisierende und kontinenzverbessernde
Verhältnisse.
2. Muskelanteile des großen und mittleren Gesäßmuskels
(Glutaeusplastik) sind für die Schaffung eines neuen Sphinkterapparates
besonders geeignet. Diese Operation wird im Alter von 4 - 5
Jahren vorgenommen. Ein elektrisches Beckenboden- und Sphinktertraining
schließt sich an. Weitere Maßnahmen zur Regulation der Darmentleerung wie
Reinigungseinläufe und Darmspülungen können die Kontinenzleistung unterstützen.
3. Bei älteren Kindern ab 10 Jahren kommt die
Grazilisplastik zum Einsatz. Dazu wird der lange Grazilismuskel am Oberschenkel
mobilisiert und fungiert als neuer Schließmuskel. Es ist ebenfalls ein
postoperatives elektrisches Muskeltraining notwendig. Zur Verbesserung der
Muskelkontraktion besteht die Möglichkeit, Reizstromgeräte zu implantieren
(dynamische Grazilisplastik), die durch Abgabe kontinuierlicher Impulse den
Muskeltonus steigern und erhalten.
4. Das Training der
Sphinktermuskulatur erfolgt mit Elektrostimulation (passiv, aktiv, präoperativ
und postoperativ) und dem Biofeedback. Weitere konservative Behandlungsverfahren
bestehen in Toilettentraining, Reinigungseinläufen (Darmirrigation, Bowel
Management) und Verwendung von Analtampons unterschiedlichster Formen.
Mit dem an unserer Klinik erarbeiteten Behandlungskonzept zur
Kontinenzverbesserung konnte die überwiegende Zahl (82 Prozent) unserer
Patienten bereits vor dem Schulalter eine gute Kontinenzleistung für
Stuhl erreichen. Zur Einschätzung der jeweiligen Behandlungsmaßnahmen sind
langfristige klinische und manometrische Kontrollen in einer ambulanten
Spezialsprechstunde notwendig.
Behandlungsspektrum Kontinenzverbesserung:
- Analatresie (konservativ und operativ)
- Stuhlinkontinenz nach Verletzungen des analen Schließmuskels
- Neurogene Darmfunktionsstörungen (MMCele, Dysganglionose)
- Stomapflege (Kolostomie, künstlicher Darmausgang)