Ein akutes Nierenversagen wird in der Regel relativ früh durch
die deutlich eingeschränkte Flüssigkeitsausscheidung bemerkt. Ein chronisches
Nierenversagen hingegen zeigt sich lange Zeit relativ symptomarm bzw.
symptomlos. Erst wenn wirklich ein kritische Schwelle des
Nierenfunktionsverlusts überschritten wurde, zeigen sich
Krankheitserscheinungen, die sich dann auch relativ schnell zu einer
bedrohlichen Situation entwickeln können.
Wie bereits ausgeführt, merkt der
Betroffene lange Zeit nichts von den versagenden Nieren. Erst ab einem
bestimmten Grad der Nierenschädigung laufen Prozesse ab, die der Betroffene
spürt - neben weiteren krankhaften Prozessen, die der Betroffene nicht
registriert.
Folgende Symptome sind zunächst
führend:
- Schwer einstellbarer und zunehmender Bluthochdruck. Die
versagenden Nieren können überschüssiges Wasser nicht mehr ausscheiden
(Volumenhochdruck). Desweiteren kann das RAAS aktiviert werden. Zusätzlich trägt
eine Aktivierung des Sympathikus zur Blutdruckerhöhung bei.
- Leistungsknick. Dafür sind die sich entwickelnde Blutarmut
neben der zunehmenden Stoffwechselvergiftung verantwortlich.
- Wasseransammlung in den Beinen, stetige Gewichtszunahme mit
Kurzatmigkeit bis zur lebensbedrohlichen Lungenüberwässerung
(=Lungenödem). Die versagenden Nieren können überschüssiges
Wasser nicht mehr ausscheiden.
- Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfälle, Schlafstörungen
trotz zunehmender Müdigkeit. Das zunehmende Unvermögen, Harnstoff als
Endprodukt des Eiweißstoffwechsels auszuscheiden, verursacht diese
Symptome.
Später verschärfen sich die Probleme, neue
kommen hinzu:
- Wadenkrämpfe, Steifigkeit, Herzrhythmusstörungen, Verlangsamung der
Herzfrequenz. Ursächlich hierfür sind Störungen des
Kaliumstoffwechsels.
- Foetor uraemicus (der Geruch der Betroffenen nach Urin). Im
Wesentlichen ist dafür die Ansammlung von Harnstoff verantwortlich.
- Neurologische Symptome. Sensibilitätsstörungen,
Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit bis hin zur Bewusstlosigkeit sind Folgen
der zunehmenden Stoffwechselvergiftung und Elektrolytstörungen.
- Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels). Kann tödlich
verlaufen.
- Hautveränderungen. Mit der Zeit lagern sich
Stoffwechselendprodukte, die bei normaler Nierenfunktion ausgeschieden werden,
in der Haut ab. Diese nimmt eine gelblich-gräuliche Farbe ein.
- Magen-Darm-Blutungen. Die Störungen bei zunehmendem
Nierenversagen sind komplex. Der Metabolismus der Blutplättchen wird ebenfalls
in Mitleidenschaft gezogen, so dass das Blut schlechter gerinnt.
- Knochenbrüche, -verformungen, Wirbelkörpereinbrüche.
Störungen im Vitamin-D-Stoffwechsel sowie eine verminderte
Phosphatausscheidung führen zum sogenannten sekundären Hyperparathyreoidismus,
welcher diese Symptome erzeugt.