Projektleitung:
Dr. phil. Juliane Brüdern
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Heide Glaesmer
Dr. rer. med. Lena
Spangenberg
Kooperationspartner:
Prof. Dr. Thomas Forkmann, Universität
Duisburg-Essen
Dr. Dajana Rath, Universität Duisburg-Essen
Dr. Maria Stein,
Universität Bern, Schweiz
Prof. Dr. med. Katarina Stengler, Helios Park-Klinikum Leipzig
Projektbeschreibung:
Suizidales Erleben und Verhalten (SEV) stellen komplexe Phänomene dar, deren Ursachen und Mechanismen bisher unzureichend verstanden werden. Insbesondere die Erforschung impliziter Prozesse im Kontext von SEV wurde bisher zu wenig beachtet. Das Projekt PRIMEX-S hatte das Ziel, drei implizite Marker, die in vorherigen Studien mit einem erhöhten Risiko für suizidales Erleben und Verhalten (SEV) assoziiert waren, zu untersuchen. Es ist die erste Studie, welche implizite Assoziationen zwischen der eigenen Person und dem Tod in Form eines Death-Identity-Bias, einen suizidspezifischen Aufmerksamkeitsfehler (SAF) und behaviorale Impulsivität bei einer Hochrisikogruppe bestehend aus stationären Patient:innen nach suizidaler Krise und einer gesunden Kontrollgruppe (KG) untersuchte. In die Studie wurden n = 61 gesunde Kontrollproband:innen, n = 42 Patient:innen mit ausschließlich Suizidgedanken (SG) und n = 40 Patient:innen mit aktuellem Suizidversuch (SV) eingeschlossen. Zur Messung der impliziten Marker wurde ein Death-Implicit-Association Test (D-IAT), ein modifizierter Suicide-Stroop Test (M-SST) und ein Go/NoGo (GNG)Test durchgeführt. Beide Patient:innengruppen zeigten im Vergleich zur KG einen Death-Identity-Bias in Form von stärkeren impliziten Assoziationen mit dem Tod sowie einen SAF. Patient:innen mit SG oder SV unterschieden sich nicht signifikant in ihrer Ausprägung in den untersuchten Markern. Demnach können ein Death-Identity-Bias und ein SAF als implizite kognitive Marker suizidalen Erlebens und Verhaltens angesehen werden, wobei aber keine Differenzierung zwischen Personen mit Suizidgedanken im Vergleich zu denen mit suizidalen Handlungen möglich ist. In Bezug auf den dritten impliziten Marker zeigten Patient:innen mit SV im Vergleich zur KG eine erhöhte behaviorale Impulsivität, was auf ein Impulskontrolldefizit in dieser Gruppe hinweist. Patient:innen mit SG und SV unterschieden sich nicht signifikant, jedoch war der Impulsivitätsscore der Patient:innen mit SV dreimal höher als bei Patient:innen mit SG. Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse über implizite Prozesse der suizidspezifischen Informationsverarbeitung und der Impulskontrolle bei Personen mit SEV, welche für die Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Suizidalität genutzt werden können.
Förderung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektnummern:
933000-176
933000-177
Laufzeit:
3/2020 – 4/2024