Attitudes towards people with mental illness in a polarizing society
Forschungsgruppe Psychiatrie und Gesellschaft
Research Group Psychiatry and Society
PI: Prof. Dr. Georg Schomerus (Georg.Schomerus@medizin.uni-leipzig.de)
Ansprechpartner: PD Dr. Sven
Speerforck, Dr. Christian Sander, Sophia Riekhof, Prof. Dr. Georg Schomerus
Projektbeschreibung:
Obwohl ein wachsender Anteil der Bevölkerung in Deutschland die professionelle
Behandlung von psychischen Krankheiten befürwortet, haben sich die Einstellungen
gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen trotz verschiedener Initiativen kaum
verbessert. Stattdessen scheint die Ablehnung von Personen mit schweren psychischen
Störungen in den letzten Jahren sogar zugenommen zu haben. Erlebte oder befürchtete
Stigmatisierung erschwert die Inanspruchnahme von Hilfe, steht einer Überwindung der
Krankheit entgegen, verringert die Lebensqualität und geht mit erhöhter Suizidgefährdung
einher. Es ist deshalb notwendig, die Entwicklung der Einstellungen zu psychischen
Krankheiten zu verfolgen und zu verstehen.
Hierzu wird eine Trendanalyse der Einstellungen zu Menschen mit psychischen Krankheiten
in Deutschland fortgeführt, deren erste Daten 1990 erhoben wurden. Die neueste Befragung
erfolgte im Sommer/ Herbst 2020, sodass Einstellungsveränderungen über einen Zeitraum
von 30 Jahren nachgezeichnet werden können.
Der letzten Erhebung liegt ein Mehrmethodendesign zu Grunde. Es verwendet im Rahmen
einer interdisziplinären Kooperation qualitative und quantitative Methoden der
psychiatrischen Einstellungsforschung und der Kommunikationswissenschaft. Zunächst
wurde mittels einer Rahmenanalyse von 32 problemzentrierten Einzelinterviews einer
heterogenen Stichprobe von Erwachsenen untersucht, wie psychische Krankheit innerhalb
unterschiedlicher Lebenswelten konzeptualisiert und kommuniziert wird. In einem zweiten
Schritt wurden diese Rahmen in quantifizierbaren Items abgebildet und zusammen mit den
Indikatoren der Trendanalyse in einer großen Stichprobe der Allgemeinbevölkerung erhoben.
Der vollständige Datensatz wird mit Methoden der Repeated Cross Sections Analyses
untersucht, um strukturelle Zusammenhänge zwischen stigmatisierenden Einstellungen und
sozioökonomischen Daten offenzulegen und um milieuspezifische Haltungen besser zu
verstehen. Darüber hinaus sollen die Einstellungen zu Menschen mit psychischen
Krankheiten mit der öffentlichen Meinung über andere Minderheiten in Beziehung gesetzt
werden. Letztlich werden die Ergebnisse unserer Trendanalysen mit Trendanalysen aus
Österreich und Tschechien verglichen.
Kooperationspartner: Das Vorhaben wird in Kooperation mit dem Institut für Journalistik
und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien (Prof. Dr. Eva
Baumann) in Hannover durchgeführt, sowie mit dem Department of Public Health (Prof. Dr.
Matthias C. Angermeyer) der Universität Cagliari, Italien.
Laufzeit: 1990 bis aktuell
Förderung: Fritz Thyssen Stiftung