Beteiligte Wissenschaftler:
Prof. Dr. Anja Hilbert
Dipl.-Psych. Marie Blume
Zusammenfassung:
Menschen mit einer Binge-Eating-Störung (BES) zeigen ein starkes Verlangen nach Essen, können nicht mit dem Essen aufhören oder es verhindern, zu viel zu essen. Dieses Verhalten ähnelt dem von Menschen mit Substanz-Gebrauchsstörungen, welche ein starkes Verlangen nach bestimmten Substanzen aufweisen. Diagnostisch bestimmt wird die BES durch das Essen objektiv großer Nahrungsmengen, einhergehend mit einem Kontrollverlust, ohne regelmäßige gewichtskompensatorische Maßnahmen. 1,9 Prozent aller Erwachsenen aus der Allgemeinbevölkerung erhalten aufgrund der Häufigkeit und Schwere der Essanfälle die Diagnose der BES. Zugrunde liegen oftmals eine erhöhte Impulsivität und eine eingeschränkte kognitive Steuerung, die hinsichtlich des Essens besonders ausgeprägt sind und sich in einem vermehrten Ansprechen auf Belohnungsreize (z. B. Nahrung), einer geringeren Hemmung spontaner Handlungsimpulse und einer geringeren Planungs- und Problemlösungskapazität äußert. Diese Defizite in Exekutivfunktionen erschweren nicht nur die Kontrolle des Essverhaltens, sondern auch ein gesundheitsförderliches Gewichtsmanagement.
Während sich Psychotherapie zur Behandlung von Essanfällen als wirksam herausgestellt hat, fehlt es an Interventionen, die speziell auf eine Behandlung von Impulsivität und mangelnder kognitiver Steuerung abzielen. Das Elektroenzephalogramm (EEG)-Neurofeedback ist eine Form des Biofeedbacks, mit der Menschen lernen, ihre Hirnaktivität zu kontrollieren. Aus zahlreichen Studien zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist bekannt, dass EEG-Neurofeedback Impulsivität, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität signifikant verringern kann.
Aufgrund der Verbreitung der BES und ihrer psychischen und körperlichen Folgeprobleme ist es von vordringlicher Relevanz, neue Interventionen wie das EEG-Neurofeedback als Behandlungsoption zu erforschen. Die forschungsleitende Frage für diese Studie lautete: Ist das EEG-Neurofeedback geeignet, um suchtartiges Essverhalten zu reduzieren? Ziel dieses Projektes war es, die Machbarkeit, Akzeptanz und Effektivität von EEG-Neurofeedback bei Personen mit Adipositas und Essanfällen zu untersuchen.
Publikationen:
Blume, M., Schmidt, R. & Hilbert, A. (2019). Abnormalities in the EEG power spectrum in bulimia nervosa, binge-eating disorder, and obesity: A systematic review. European Eating Disorders Review, 27, 124-136.
Blume, M., Schmidt, R. & Hilbert, A. (2017). Biofeedback: Stellenwert in der Behandlung von Ess- und Gewichtsstörungen. Psychotherapeut, 62, 204-211.
Förderung:
Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V.
Projektnummer:
ADI-018
Förderzeitraum:
3/2015 – 9/2018