Klassifikation zystischer Pankreasläsionen
Darstellung der Charakteristika der wichtigsten zystischen Pankreasneoplasien sowie die therapeutischen Konsequenzen
Die IPMN wurde 1982 erstbeschrieben und hat in den letzten Jahren stark an
klinischer Bedeutung zugenommen, nicht zuletzt durch die verbesserten
radiologischen und endosonographischen Möglichkeiten der Bildgebung. Die
internationalen Konsensusleitlinien zur Diagnostik und Therapie muzinöser
Läsionen des Pankreas wurden 2012 zuletzt aktualisiert. Im Gegensatz zu den
anderen in Tab. 2 aufgeführten zystischen Neoplasien des Pankreas haben IPMN
einen Ganganschluss. Sie stellen keine Zysten im eigentlichen Sinne dar, sondern
sind zystische Auftreibungen - entweder des Pankreashauptgangs (sog. „main
duct"; MD-IPMN), der Seitengänge („branch-duct"; BD-IPMN) oder beider gemischt
(„mixed-type").
Klinische Einteilung der IPMN:
MD-IPMN (Hauptgang
betroffen): zystischer Tumor und Erweiterung des Hauptpankreasgangs > 10 mm
Durchmesser
BD-IPMN (Seitengänge betroffen): zystischer Tumor im Bereich der
Seitengänge des Ductus pancreaticus mit Kommunikation zum Nebengang,
Hauptpankreasgang < 6 mm Durchmesser
Der Zysteninhalt der IPMN ist reich an Pankreasenzymen und dem Tumormarker
CEA (= Carcino-Embryonales Antigen). IPMN haben ein malignes Potential, welches
bei der MD-IPMN mit ca. 70 Prozent deutlich höher ist als bei der BD-IMPN mit ca.
6 - 46 Prozent. IPMN, wie auch die MCN, folgen einer Adenom-Karzinom-Sequenz, in der die
Progression von gutartigen, „Borderline", in situ-Karzinomenn und schließlich
invasive Befunden unterteilt wird. Der Anteil bereits bösartig entarteter
Tumoren und invasiver Karzinome ist bei den Hauptgang-IPMN besonders hoch,
weswegen immer die chirurgische Resektion anzustreben ist, wenn keine
Kontraindikationen gegen die Operation bestehen.
BD-IPMN stellen eine große
Herausforderung hinsichtlich der Einschätzung des Malignitätspotentials
respektive entsprechender Therapieempfehlungen dar. Fallen sie durch eine akute
Pankreatitis, einen Ikterus (Gelbsucht), Gewichtsverlust, Rückenschmerzen,
Fettstühle oder einen neu aufgetretenen bzw. sich verschlechternden,
vorbekannten Diabetes auf, so liegt der Verdacht eines bereits invasiven
Pankreaskopfkarzinoms nahe. Die Sendai-Kriterien dienen der Abschätzung des
Entartungsrisikos und stellen somit die Kriterien der Resektion dar. Die
Größe der Läsion allein ist dabei allerdings kein prädiktiver Faktor für
Malignität. Bis zu 40 Prozent aller BD-IPMN weisen ein multilokuläres Wachstum im
Pankreas auf. Die Sendai-Kriterien umfassen sowohl Risikofaktoren, die eine
erweiterte Diagnostik erfordern, als auch solche, die die chirurgische Resektion
indizieren.
Klassifikation der Risikogruppen und Hochrisiko-Stigmata für BD-IPMN