Schematische Darstellung der Düse, mit der minimal-invasiv das Chemotherapeutikum bei der PIPAC in die Bauchhöhle unter Druck eingebracht wird. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Fa. Capnomed)
Durch die Körpertemperatur und den angewandten Druck von 12mmHg kann das
Aerosol optimal in das Bauchfell eindringen. Die im Tierexperiment gemessene
Eindringtiefe ist 4x so hoch wie bei einer klassischen HIPEC. Das
PIPAC-Verfahren ist jedoch sehr schonend und kann parallel zur laufenden
System-Chemotherapie verabreicht werden. Patienten können normalerweise bereits
am Tag der OP aufstehen und sich auf der Normalstation bewegen. Der stationäre
Aufenthalt beträgt üblicherweise 4 - 5 Tage. Systemische Nebenwirkungen sind sehr
selten. Die Behandlung erfolgt nicht nur einmal, sondern im Abstand von 6 Wochen
mindestens dreimal. Bei den weiteren Anwendungen kann jedes Mal der Erfolg der
vorherigen Behandlung durch eine Probenentnahme aus dem Bauchfell durch den
Pathologen beurteilt werden (Regression der Tumorzellen). Diese Probenentnahmen
erfolgen nach einem standardisierten Vorgehen bei jeder Primär- sowie
Folge-PIPAC. Das PIPAC-Verfahren ist relativ neu und es liegen derzeit noch keine Daten
zum langfristigen Behandlungserfolg vor. Jedoch existieren Fallserien und
Einzelfallberichte, die sehr vielversprechend sind. Im Einzelfall kann durch die
Anwendung der PIPAC auch eine Vollremission, d.h. eine komplette Rückbildung der
Peritonealkarzinose, erreicht werden. Hervorzuheben in diesem Zusammenhang ist
nochmals, dass dieses Verfahren nur bei einem streng selektionierten
Patientengut angewandt werden kann und alle Daten in einer Registerstudie
erfasst werden. Zudem kommt die PIPAC nie als alleinige Methode, sondern immer
in Kombination mit einer System-Chemotherapie zur Anwendung. Alle Patienten zur
Evaluation einer PIPAC-Indikation werden in unserem interdisziplinären
Tumorboard ausführlich besprochen. Der große Vorteil dieser Behandlung ist die komplikationsarme Anwendung und
sehr gute Verträglichkeit. Die Lebensqualität wird durch diese Therapie
normalerweise nicht verschlechtert. Sollte nach drei Anwendungen keine merkliche
Besserung der Peritonealkarzinose eingetreten sein, macht eine weitere
Behandlung wenig Sinn. Ausnahmesituationen können der therapierefraktäre Aszites
(= Bauchwasser infolge der Peritonealkarzinose) darstellen, eine sogenannte
symptomatische Indikation zur PIPAC. Die Kontraindikation zur PIPAC stellt ganz
klar eine Fernmetastasierung dar (z.B. multiple Leber-, Lungen-,
Knochenmetastasen). Im Gegensatz zur HIPEC kann die PIPAC auch bei sehr ausgedehntem Befall des
Bauchfells sowie bei sehr fortgeschrittenem
Befund des Primärtumors durchgeführt werden, d.h. auch wenn bereits eine
palliative, d.h. nicht mehr kurative Situation vorliegt. Der Sinn der PIPAC besteht in diesen
Situationen darin, möglicherweise die Symptome, welche durch die
Peritonealkarzinose hervorgerufen werden (z.B. Bauchwasser = Aszites) und den
ausgedehnten Tumorbefall der Bauchhöhle zu mildern. Ein höheres Alter oder
begleitende Erkrankungen schließen die PIPAC nicht aus. Insbesondere dann, wenn
eine systemische Chemotherapie auf Grund von Nebenwirkungen abgebrochen werden
musste, ist die lokale Behandlung mit PIPAC noch sehr gut durchführbar. In
unserem interdisziplinären Tumorboard binden wir die PIPAC immer in ein
Gesamtkonzept in Kombination mit einer klassischen Chemotherapie
ein.
LiteraturDie mittlere Lebenserwartung bei peritoneal metastasiertem Magenkarzinom
liegt bei 3 - 5 Monaten. In einer Behandlungsserie mit der PIPAC-Methode bei 24
Patienten konnte ein mittleres Überleben von 15,4 Monaten erzielt werden, bei 6
Patienten konnte pathologisch kein vitales Tumorgewebe mehr nachgewiesen werden
(Nadiraze G et al. J Gastroniest Surg 2015). Die systemischen Nebenwirkungen sind nach einer
wiederholten Durchführung der PIPAC gering. Laboruntersuchungen zeigten, dass
die Leberwerte (gGT, GOT / ASAT, GPT / ALAT, Bilirubin, AP und Quick) keine
Beeinträchtigungen durch die PIPAC boten und auch der Laborwert für die
Nierenfunktion (Kreatinin) zeigt keine Veränderungen unter PIPAC Therapie
(Blanco A et al., Ann Surg Oncol 2013). Die Verteilung des
Chemotherapie Aerosoles im Bauchraum wurde am Modell und am Tierversuch
gemessen. Hier zeigt sich, daß das Aerosol auch in unzugänglichen Regioines des
Bauchraumes gelangt und tiefer eindringt als eine einfache Peritoneallavage
(Solass W et al., Surg Endosc 2011 und Solass W et al. Ann Surg Oncol
2014). Eine Phase-2 Studie konnte beim Ovarialkarzinom durchgeführt
warden. Hier wurden Patientinnen mit Unverträglichkeit einer konventionellen
Chemotherapie mit PIPAC behandelt. Die Ansprechrate mit einer klinischen
Verbesserung lag bei 62 Prozent, der Peritonealkarzinose-Index verbesserte sich bei 76%
und das pathologische Ansprechen konnte in 62 Prozent der Patientinnen nachgewiesen
werden. Die Lebensqualität hat sich unter der Behandlung mit PIPAC verbessert.
Damit ist PIPAC eine gut verträgliche Behandlung und eine palliative
Behandlungsoption bei ausgewählten Patientinnen (Tempfer CB et al.
Gynecologic Oncology 2015). |