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Pressemitteilung vom 17.12.2018

Millionenförderung für „AMPEL“: Klinisches Forschungsprojekt der digitalen Labormedizin für höhere Patientensicherheit

Jederzeit verfügbare elektronische Hilfe der Labordiagnostik für Stationen und Ambulanzen soll entwickelt werden

Die sächsische Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (2.v.r.) übergibt in Anwesenheit von UKL-Vorstand Prof. Wolfgang E. Fleig (3.v.r.) und des Dekans der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, Prof. Christoph Josten (re.), den Förderbescheid an Projektleiter Dr. Thorsten Kaiser  vom Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik (ILM) des Universitätsklinikums Leipzig. Links im Bild die Projektpartner der Muldentalkliniken gGmbH und der Xantas AG.

Die sächsische Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (2.v.r.) übergibt in Anwesenheit von UKL-Vorstand Prof. Wolfgang E. Fleig (3.v.r.) und des Dekans der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, Prof. Christoph Josten (re.), den Förderbescheid an Projektleiter Dr. Thorsten Kaiser vom Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik (ILM) des Universitätsklinikums Leipzig. Links im Bild die Projektpartner der Muldentalkliniken gGmbH und der Xantas AG.

Leipzig. Einen Förderbescheid über mehr als 2,6 Millionen Euro hat die sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz Barbara Klepsch am Montag, 17. Dezember, an das Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik (ILM) des Universitätsklinikums Leipzig und seine Projektpartner übergeben. Damit kann die Arbeit im weltweit bisher einzigartigen AMPEL-Projekt zum Nutzen der Patienten beginnen.
AMPEL steht für "Analyse- und Meldesystem zur Verbesserung der Patientensicherheit durch Echtzeitintegration von Laborbefunden". Es ist ein großangelegtes Entwicklungsprojekt der digitalen Labormedizin innerhalb der sächsischen Förderrichtlinie "eHealthSax" mit unmittelbarem Bezug zur klinischen Krankenversorgung. Die Softwarelösung wird helfen, prä- und postanalytische Probleme früh zu identifizieren und Therapieentscheidungen zu präzisieren. Das Integrations- und Kontrollsystem entlastet ärztliches und Pflegepersonal. So sollen Krankenhausaufenthalte reduziert, Komplikationen verhindert und nicht indizierte therapeutische Maßnahmen vermieden werden.
Die Labormedizin des UKL kooperiert dabei mit den Muldentalkliniken gGmbH und der Xantas AG, um perspektivisch eine überregionale Nutzung des AMPEL-Systems für alle Patienten im Freistaat Sachsen zu ermöglichen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

Bei einer Führung durch das Labor stellt Oberarzt Dr. Kaiser der Ministerin die Kernbereiche der Arbeit des Instituts vor.

Eine "beachtliche Höhe" habe der Förderbescheid, so Gesundheitsministerin Klepsch bei der Übergabe. "Doch die medizinische Versorgung zukunftssicher zu gestalten in Sachsen, ist für uns Thema Nummer 1", erklärte sie. Universitätsklinikum und Universität Leipzig seien dabei immer gute Partner, wenn es um neue Ideen ginge. Klepsch verwies auf den aktuellen und den gerade beschlossenen nächsten Landeshaushalt, in dem jeweils zehn Millionen Euro Landesmittel für die "digitale Medizin" vorgesehen seien. Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand des UKL, dankte der Staatsministerin für die persönliche Übergabe des Förderbescheids. Er hob hervor, dass das UKL an vielen Stellen unterwegs sei, "die Digitalisierung in der Medizin zum Wohle und Nutzen der Patienten voranzubringen."

Klarer Bedarf für klinische Systeme zur Entscheidungsunterstützung
"Die Wahl der Biomarker für eine präzise Diagnostik und die Interpretation der Laborbefunde wird zunehmend anspruchsvoller und komplexer. Wir wollen mit dem AMPEL-Projekt eine jederzeit verfügbare elektronische Hilfe für alle Stationen und Ambulanzen anbieten, um Labordiagnostik künftig noch präziser am Problem des Patienten auszurichten und die medizinische Reaktion 'online' zu verfolgen", sagt der Oberarzt des Instituts, Privatdozent Dr. Thorsten Kaiser, der das AMPEL-Projekt gemeinsam mit dem Institutsdirektor Prof. Joachim Thiery leitet. Er betont: "Man findet in der Medizin - vielleicht abgesehen von der Medikamentenherstellung - keinen Bereich, der annähernd so umfangreich qualitätsgesichert ist, wie die Labormedizin. Fehler in der Analytik sind daher eine Seltenheit im diagnostischen Prozess." Und dennoch sieht er einen klaren Bedarf für klinische Systeme zur Entscheidungsunterstützung und medizinischen Qualitätssicherung.

Denn Möglichkeiten für Verbesserungen finden sich an anderen Stellen: bei der Indikationsstellung, bei der Probennahme und vor allem nach der Analytik, wenn die behandelnden Ärzte auf Station die richtigen Schlüsse aus der labordiagnostischen Analytik ziehen müssen. Fast drei Viertel aller therapeutischen Entscheidungen entfallen auf labormedizinische Befunde.
Doch weil die Komplexität der Anforderungen an Stationspersonal und Klinikärzte genauso steigt wie die Zahl möglicher individueller Therapieoptionen, existieren zahlreiche Fehlerquellen. Das Risiko von Informationsverlusten wird im Alltag einer Station größer. Ziel müsse jedoch die am Problem des Patienten und dem Laborbefund präzise ausgerichtete Therapie sein, so der UKL-Experte. Pathologische Befundkonstellationen dürften auch im Routinealltag nicht übersehen werden oder verloren gehen.

Mehrstufige Alarmierung und direkte Kommunikation zwischen Labor und Arzt
Bisher beschränkt sich die postanalytische Qualitätssicherung auf eine telefonische Sofortalarmierung bei Lebensgefahr. Oberarzt Kaiser: "Den einzelnen Patienten danach systematisch labormedizinisch weiterzubetreuen, ist im Labor aktuell auf Grund der großen Zahl von Befunden nicht möglich."

Hier setzt das Leipziger AMPEL-Projekt an. Mit Hilfe des in einem Förderzeitraum von 24 Monaten zu entwickelnden AMPEL-Systems sollen prä- und postanalytische Probleme früh identifiziert und individuell patientenorientierte Therapieentscheidungen präzisiert werden. Das Integrations- und Kontrollsystem wird auch helfen, das Klinikpersonal zu entlasten. "Wesentliches Ziel des AMPEL-Systems ist, für jeden einzelnen Patienten eine präzise Krankenversorgung zu ermöglichen und die Therapiesicherheit zu erhöhen", stellt Prof. Thiery fest.

Basis des AMPEL-Systems ist die Echtzeitanalyse von Laborbefunden zusammen mit Informationen aus dem Klinikinformationssystem. In der ersten Entwicklungsstufe prüft das mit einer Art künstlicher Intelligenz ausgestattete System zum Beispiel folgende Krankheitsbilder: Herzinfarkt, Sepsis, Nierenversagen und Gerinnungsstörungen. "Gibt es Hinweise, dass sich aufgrund des pathologischen Laborbefunds notwendige medizinische Maßnahmen verzögern, kommt es zu einer mehrstufigen Alarmierung im Krankhausinformationssystem bis hin zur direkten Rücksprache zwischen Labormediziner und dem zuständigen Stationsarzt - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche", erläutert Dr. Kaiser, der selbst auch Facharzt für Innere Medizin ist und somit die praktische Situation auf Station genau kennt. Zusätzlich stellt das AMPEL-System am Diagnostikbefund ausgerichtete Behandlungsleitlinien und Empfehlungen bereit. Alle Abläufe und Reaktionen würden selbstverständlich gemeinsam mit den Kliniken wissenschaftlich überprüft und bewertet, betont der Projektleiter.

Konkrete Ziele: Reduzierte Liegezeiten, weniger Komplikationen und Todesfälle
Die Ziele hinter dem Projekt AMPEL sind für Oberarzt Kaiser und Prof. Thiery klar: "Wir reduzieren Krankenhausaufenthalte und Liegezeiten. Wir verhindern Komplikationen und Todesfälle. Nicht indizierte diagnostische und therapeutische Maßnahmen werden vermieden, was wiederum Ressourcen spart." Möglich erscheine durch das Projekt sogar eine Vorreiterrolle in der postanalytischen Qualitätssicherung von Labordiagnostik.

 

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