Der wissenschaftliche Fortschritt in der Krebsmedizin bietet noch nicht allen Erkrankten eine optimale Therapie. Mit finanzieller Förderung durch das Staatsministerium für Wissenschaft, Kunst und Tourismus (SMWK) wird nun ein Zentrum für Personalisierte Medizin (ZPM) an der Universitätsmedizin Leipzig etabliert. Dieses hat die Aufgabe, Betroffenen einer Krebserkrankung eine individuell passgenaue Behandlung zu ermöglichen. Verschiedene Fachdisziplinen aus der Grundlagen- und klinischen Forschung arbeiten dafür unter einem Dach zusammen. Das Zentrum für Personalisierte Medizin eröffnet damit eine erfolgversprechende Perspektive für die Versorgung von Krebspatient:innen in der Region und für die Entwicklung wirksamer zukünftiger Krebstherapien.
Im molekularpathologischen Labor arbeitet lautstark ein schwarzer Kunststoffkasten, das Tumor-Sequenziergerät. Das vergleichsweise kleine Gerät beinhaltet verschiedene chemische Reagenzien, in denen Tumorproben parallel von bis zu 12 Patient:innen gelesen werden können: Millionen von DNA-Molekülen werden innerhalb von 24 Stunden analysiert und liefern Auskünfte über mögliche therapierbare Mutationen der Tumore. Nebenan wird Blut darauf untersucht, ob es zum Beispiel Anzeichen für ein erblich bedingtes Tumorleiden gibt. Grundlagenforschende bringen ihr Wissen um zelluläre, genetische und molekulare Mechanismen ein. Diese an vielen Stellen gesammelten Daten sollen künftig im Zentrum für Personalisierte Medizin zusammengeführt werden. Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow sagte bei der Eröffnung: „Mit ihrer hohen Innovationskraft schaffen die beiden sächsischen universitären Krebszentren in Leipzig und Dresden auf höchstem Niveau eine enge Verbindung von Forschung und Krankenversorgung. So profitieren Patientinnen und Patienten fast unmittelbar von neuesten Erkenntnissen und auch Technologien, die für den Kampf gegen Krebs entwickelt werden. Nicht zuletzt wird so auch sichergestellt, dass angehende Ärztinnen und Ärzte in der Lehre beste Bedingungen und höchstes fachliches Niveau auf dem neuesten Stand der Forschung vermittelt bekommen. Ich freue mich, dass wir mit dem neuen Zentrum für personalisierte Medizin am Standort Leipzig die Krebsforschung und -versorgung in Sachsen insgesamt weiter stärken.“
Jeder Tumor und jede Tumorentwicklung hat individuelle Besonderheiten. Auf der Basis komplexer Diagnostik und interdisziplinärer Beratung wird das Zentrum für Personalisierte Medizin Leipzig individuelle Therapiestrategien erforschen, weiterentwickeln und unmittelbar in die klinische Anwendung bringen. Die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, wie zum Beispiel die Pathologie, Humangenetik, Biologie und Biochemie, Bioinformatik, Pharmakologie, Pharmazie und verschiedenen Bereiche der klinischen Onkologie, ist wesentlicher Bestandteil. Im Universitären Krebszentrum (UCCL) befindet sich auch die zentrale Anlaufstelle für Tumorpatient:innen des UKL.
„Ich gratuliere der Universitätsmedizin Leipzig zur Gründung des Zentrums für personalisierte Medizin. Insbesondere danke ich allen Beteiligten, die dieses so bedeutende Projekt für die Krebsmedizin auf den Weg gebracht haben, allen voran Dekan Prof. Dr. Ingo Bechmann und UCCL-Direktor Prof. Dr. Florian Lordick. Mit dem Mitteldeutschen Krebszentrum mit universitären Geschäftsstellen in Leipzig und Jena wurde bereits eine wichtige Weichenstellung für die hiesige Krebsforschung gelegt. Wissenschaft lebt von Vernetzung und Austausch von Expertisen“, betonte Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig. Forschende und Ärzte werden im Schulterschluss unter anderem die Resistenzentwicklung von Tumoren untersuchen, Biomarker identifizieren und Vorhersagen zum Therapieansprechen bei verschiedene Tumorerkrankungen entwickeln. Ziel ist, die Tumorresistenz künftig vermeiden zu können. Patient:innen, bei denen die Standardtherapien versagen, sollen personalisierte Therapiekonzepte mit weniger Nebenwirkungen angeboten werden können.
Prof. Dr. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig: „Unser Ziel als Mediziner war es immer, Menschen jeweils individuell optimal zu behandeln. Dieses Ziel wird dank der personalisierten Medizin nun auf ganz neue Weise greifbar, weil wir heute dank genauer Informationen maßgeschneiderte Therapien anbieten können. Dies für den Standort Leipzig voranzutreiben und breit zu etablieren wird Aufgabe des neuen Zentrums, das damit einen enormen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Patientenversorgung leisten wird.“ Darüber hinaus wird es Beratungsleistungen und qualitätsgesicherte Therapieempfehlungen anbieten.
Das Zentrum für Personalisierte Medizin ist eingebettet in die Strukturen des Universitären Krebszentrums am Universitätsklinikum Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Florian Lordick, der die Professur für Klinische Onkologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig innehat. Neue Erkenntnisse werden regelmäßig im „Molekularen Tumorboard“ besprochen. Mit der finanziellen Förderung durch das SMWK wird die Kernstruktur des ZPM etabliert. Innerhalb von zwei Jahren erfolgt die Zertifizierung des Zentrums durch die Deutsche Krebsgesellschaft.