Entgegen der landläufigen Meinung enthält das Gehirn eine vergleichbare Anzahl von Astrozyten und Neuronen. Während Astrozyten ursprünglich als reiner Füllstoff zwischen den Neuronen betrachtet wurden, wissen wir heute, dass diese Gliazellen unentbehrlich für die Entwicklung und Regeneration sowie die normale Funktion des Nervensystems sind.
Wird bspw. die Entstehung von Astrozyten während der Entwicklung experimentell verhindert, sterben über kurz oder lang auch die angelegten Neurone ab. Ähnlich verlieren verletzte Neurone in Abwesenheit von Astrozyten ihre Fähigkeit zur Regeneration. Die Funktion von Astrozyten dürfte allerdings noch viel weitreichender sein. Tatsächlich mehren sich in den letzten Jahren Hinweise, wonach Funktionsstörungen von Astrozyten zur Entstehung unterschiedlicher Neuropathologien beitragen oder aber selbst die zentrale Ursache darstellen.
Das Hauptinteresse unserer Arbeitsgruppe gilt der Funktion des Chemokins CXCL12 und seiner Rezeptoren CXCR4 und CXCR7 in Astrozyten des gesunden und erkrankten Nervensystems. Ein Schwerpunkt dieser Arbeiten ist dabei die Aufklärung der Bedeutung des CXCL12 Chemokinsystems für die Progression von Gliomen, aber auch von Tumoren anderer Organe. Wir hoffen mit diesen Arbeiten zur Etablierung neuer Chemokin-basierter Therapieansätze bei neurologischen Erkrankungen sowie Krebserkrankungen beitragen zu können.