Die Therapie

Die gesamte Therapie erfolgt kostenlos und unter Schweigepflicht. Ziel der Therapie ist es, Probleme im Umgang mit der sexuellen Neigung zu bewältigen. Dazu gehört insbesondere, das eigene Verhalten so zu kontrollieren, dass es zu keinem sexuellen Übergriff auf Kinder kommt.

Im Verlauf der Therapie erlernen die Teilnehmer daher:

  • die angemessene Wahrnehmung und Bewertung ihrer sexuellen Wünsche und Bedürfnisse,
  • die Identifizierung und Bewältigung gefährlicher Entwicklungen,
  • Strategien zur Verhinderung von sexuellen Übergriffen.

Die Therapie findet wöchentlich in Gruppen sowie bei Bedarf auch in Einzelgesprächen und unter Einbeziehung Angehöriger statt. Die Behandlung folgt einem strukturierten Therapieplan, berücksichtigt aber die individuellen Bedürfnisse und erfolgt in Absprache mit den Teilnehmern. Die Behandlung integriert psychotherapeutische, sexualwissenschaftliche, medizinische und psychologische Ansätze.

Ziele

​Ziel der Therapie ist es, sexuelle Übergriffe auf Kinder und Minderjährige sowie den Gebrauch von Missbrauchsabbildungen (so genannte Kinderpornografie) zu verhindern. Im Rahmen der Behandlung lernen die Teilnehmer, so mit ihren sexuellen Impulsen umzugehen, dass sie weder Kindern noch sich selbst schaden.

Eine Heilung im Sinne einer Löschung des ursächlichen Problems (auf Kinder sowie auf die Nutzung von Kinderpornografie bezogene sexuelle Impulse) ist - genau wie bei vielen organischen Krankheiten, chronischen Erkrankungen und den meisten psychischen Störungen und Verhaltensstörungen - nach derzeitigem Stand des sexualmedizinischen Wissens nicht möglich.

Die therapeutische Konzentration richtet sich deshalb auf das Erlernen und Trainieren von Kompetenzen zum sicheren, nicht fremd- und selbstgefährdenden Umgang mit den eigenen sexuellen Impulsen, gegebenenfalls auch mit medikamentöser Unterstützung. Die Betroffenen lernen, dass sie nicht an ihren sexuellen Gefühlen schuld, aber für ihr sexuelles Verhalten verantwortlich sind.

Inhalte

​Die Inhalte der Therapie orientieren sich an dem angestrebten Erwerb von Kompetenzen, die in der Forschung als entscheidend für eine erfolgreiche Kontrolle sexueller Impulse identifiziert wurden.

Folgende Themen bilden die Schwerpunkte der therapeutischen Arbeit:

  • Kenntnis und Akzeptanz der eigenen Sexualität ermöglichen das Erkennen und Bewerten eigener Gefühle und Verhaltensweisen, die zu Risikosituationen führen können.
  • Verbesserte individuelle Bewältigungsstrategien für partnerschaftliche, soziale und / oder berufliche Anforderungen senken das Risiko dafür, sexuelle Übergriffe an Kindern zu begehen sowie Kinderpornografie zu nutzen.
  • Die Stärkung der Fähigkeit zur Perspektivübernahme des Kindes sowie die Aufklärung über Fehlannahmen bezüglich Kinderpornografie, Sexualität und sexueller Reife von Kindern, senken die Bereitschaft von Übergriffen und den weiteren Konsum von Kinderpornografie.
  • Spezielle Medikamente bei entsprechender Indikation helfen sexuelle Impulse auszuleben sowie zu dämpfen, um so mehr Raum für Verhaltensänderungen zu erhalten.
  • Die Therapieinhalte werden abschließend in einem "Präventions- und Zukunftsplan" zusammengeführt und festgehalten. Die Wirksamkeit der Therapie wird zu verschiedenen Messzeitpunkten evaluiert.
    Der Schwerpunkt der therapeutischen Arbeit liegt auf der Gruppentherapie; in begründeten Einzelfällen können auch Einzeltherapien durchgeführt werden.

Paargespräche: Um den besonderen Belastungen der Beziehung gerecht werden zu können, besteht im Rahmen der Therapie auch die Möglichkeit, Paargespräche zu vereinbaren.

Voraussetzungen

​Einbezogen in das Therapieprogramm werden sowohl Personen, die bisher nicht übergriffig geworden sind, aber befürchten, sexuelle Übergriffe auf Kinder zu begehen.

Ebenso können Menschen, die bereits sexuelle Übergriffe auf Kinder begangen haben, aber den Strafverfolgungsbehörden nicht bekannt sind, am Projekt teilnehmen.

Darüber hinaus können Männer aufgenommen werden, die in der Vergangenheit wegen sexuellen Kindesmissbrauchs angezeigt und / oder rechtskräftig verurteilt wurden und eine gegebenenfalls gegen sie verhängte Strafe vollständig verbüßt haben - vorausgesetzt, dass eine Justizaufsicht nicht mehr besteht und somit alle rechtlichen Angelegenheiten abgeschlossen sind.

Teilnahmewillige Personen müssen bezüglich ihrer auf Kinder gerichteten sexuellen Impulse über ein Problembewusstsein verfügen und von sich aus therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen, um keine sexuellen Übergriffe auf Kinder (mehr) zu begehen.

Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie sind auf Seiten der Patienten vor allem der entschiedene Wille sowie die Bereitschaft für die Dauer der Therapie regelmäßig an den wöchentlichen Therapiesitzungen teilzunehmen und bei Indikation unterstützend Medikamente einzunehmen.

Kontaktaufnahme

​Vor der Aufnahme in die Therapie steht ein mehrschrittiges Beratungs- und Diagnostikverfahren. Unter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht können Fragen der Betroffenen geklärt und gleichzeitig diagnostisch wichtige Informationen erhoben werden.

Eine Teilnahme an der Therapie setzt voraus, dass die folgenden Schritte des Verfahrens durchlaufen werden:

  • Telefoninterview - Die Betroffenen haben die Möglichkeit, telefonisch Kontakt zu uns aufzunehmen und somit schon einmal die ersten Fragen zu klären. Dadurch können wir uns ein besseres Bild Ihrer Situation machen und eine erste Einschätzung abgeben, ob die grundlegenden Voraussetzungen für eine Therapieteilnahme erfüllt werden. Weiterhin haben Sie natürlich die Möglichkeit, sich persönlich in unserem Institut zu melden oder eine E-Mail zu schreiben.
  • Das klinisches Interview - Im Anschluss an das Telefoninterview wird zeitnah ein Termin für ein ausführliches persönliches Gespräch mit unseren Projekttherapeutinnen vereinbart. Ziel dieses Gesprächs ist die Exploration der Sexualpräferenz sowie eine diagnostische Zuordnung mit Blick auf die sexuelle Neigung und den Umgang mit sexuell erregenden Darstellungen von Kindern.
  • Erhebungsbögen - Die Erstvorstellung in unserer Ambulanz beinhaltet außerdem eine weiterführende Diagnostik in Form von Erhebungsbögen. Diese sind von den Betroffenen eigenhändig auszufüllen. Die Inhalte der Erhebungsbögen dienen der genaueren sexualmedizinischen Diagnostik, selbstverständlich ebenfalls unter Einhaltung der Schweigepflicht.
  • Aufnahme in das Therapieprogramm - Den Abschluss bildet die Entscheidung darüber, ob das Therapieprogramm für den jeweiligen Interessenten geeignet ist. In einer Therapeutensitzung werden die erhobenen Daten diesbezüglich ausgewertet und der Interessent daraufhin benachrichtigt.
  • Psychoedukation - Vorbereitend auf die Therapiegruppe ist eine so genannte Psychoedukationsgruppe vorgesehen, welche unter anderem der Überbrückung der unter Umständen langen Wartezeit dient und eine erste Vorbereitung auf die Therapiegruppe darstellen soll. Diese Psychoedukationsgruppe stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme an der Therapie dar.

Angehörige

​Angehörige erfahren meist eher „zufällig" von den sexuellen Aktivitäten ihrer Partner oder anderer Familienmitglieder. Oft stoßen sie auf Bildmaterial im Computer oder finden Bildersammlungen an anderen Orten. Die möglichen Reaktionen auf diese Entdeckungen sind verständlich:

  • Angst vor den Folgen der Entdeckung für Familie und Partnerschaft
  • Furcht vor polizeilichen Ermittlungen, den Reaktionen der Bekannten und Nachbarn oder vor finanziellem Ruin
  • Sorge um die Sicherheit der eigenen Kinder
  • sich verraten und betrogen fühlen, weil der geliebte Mensch noch ein „anderes Leben" geführt hat
  • Ekel und Abscheu vor den Bedürfnissen und Fantasien des Anderen
  • Wut auf den Partner, der „egoistisch" seine Interessen auf Kosten anderer verfolgt
  • Scham und Schuld, weil man meint, man hätte es früher merken müssen oder fürchtet, mitverantwortlich zu sein
  • Hin- und Hergerissen sein, weil man nicht weiß, ob man sich an die Polizei wenden soll oder muss

Im Rahmen der Therapie wird Angehörigen die Möglichkeit geboten, sich bei einer der Ambulanzen Unterstützung im Umgang mit dem neu erworbenen Wissen und den daraus entstehenden Konflikten zu holen.

Darüber hinaus werden Angehörige dazu ermutigt, das offene Gespräch mit dem betroffenen Familienmitglied zu suchen. Sie können bei diesem ein Problembewusstsein für sein Verhalten fördern und ihn so dazu bewegen, aktiv Hilfe zu suchen. Dieser Schritt ist von Bedeutung, da erst das direkte Gespräch eine zuverlässige Einschätzung der Lage und damit auch eine Beantwortung vieler der Fragen der Angehörigen erlaubt. Auch im weiteren Verlauf der Therapie ist die Einbeziehung der Angehörigen ausdrücklich vorgesehen.

Medikamente

​Medikamente, die eine Pädophilie "heilen" und die sexuelle Neigung eines Menschen verändern, gibt es nicht. Allerdings können Medikamente dabei helfen, sexuelle Impulse zu kontrollieren, indem sie diese Impulse sowie das sexuelle Erleben dämpfen.

Hierfür stehen nach aktuellem Stand zwei Gruppen von Medikamenten zur Verfügung. Beide Medikamente sorgen für einen Rückgang der Häufigkeit von sexuellen Fantasien und ein vermindertes Erleben sexueller Erregung. Begleitend kann es zu einer Einschränkung der Sexualfunktion kommen.

Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) - Diese Gruppe von Medikamenten wurde ursprünglich zur Behandlung von Depressionen entwickelt. Sie verstärken die Wirkung des natürlicherweise im Gehirn vorkommenen Botenstoffes Serotonin und bewirken damit eine Verbesserung der Grundstimmung und eine Verminderung des Sexualtriebes.

Antiandrogene - Die männlichen Geschlechtshormone, sogenannte Androgene, sind seit langem für ihre Rolle in der männlichen Sexualität bekannt. Sie beeinflussen die Häufigkeit von Sexualfantasien, das Erleben von Erregung und die eigentliche Sexualfunktion des Mannes. Antiandrogene wirken diesem Einfluss entgegen. Hierbei kommen zwei Medikamentengruppen zum Einsatz:

  • So genannte Rezeptorblocker verhindern, dass die natürlicherweise im Körper vorkommenden männlichen Geschlechtshormone ihre volle Wirkung entfalten. Diese Medikamente sind bereits seit vielen Jahren im Einsatz und in ihrer Wirkung gut studiert.
  • Etwas neuer ist die Gruppe der sogenannte LHRH-Ananloga. Der Name leitet sich von dem Botenstoff ab, der die Bildung und Ausschüttung männlicher Geschlechtshormone reguliert. Die Gabe dieser Medikamente bewirkt, dass weniger männliche Geschlechtshormone gebildet werden.

Vorgehen - Die Indikation zur medikamentösen Therapie wird von unseren Therapeuten in Zusammenarbeit mit den behandelten Betroffenen im Verlauf der Therapie gestellt. Alle Therapieteilnehmer werden während der Therapie umfassend über Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente aufgeklärt. Eine Vergabe von Medikamenten nicht möglich. Mit den Betroffenen wird jedoch besprochen, an wen sie sich für die Verordnung und Vergabe von Medikamenten wenden können.

Ergebnisse

​„Ich sehe mich durch die Therapie in der Lage, für ein Leben ohne Selbstzweifel, ohne Schuld und Gefährdung anderer zu kämpfen.", „Ich habe durch die Therapie Sicherheit darüber gewonnen, in welchen Situationen meine Impulse auftreten.", „Ich kann meine pädophile Neigung besser akzeptieren. Auch Medikamente sind geeignet, Kinder in meinem Umfeld vor Übergriffen zu schützen."

Die Erfahrungen der Therapie zeigen, dass Menschen, die durch Kinder und / oder Jugendliche sexuell erregbar sind, motiviert werden können, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um keine sexuellen Übergriffe gegen Kinder und / oder Jugendliche zu begehen. Im Laufe der Therapie wurde bei einem Großteil der Projektteilnehmer eine Abnahme problematischer Einstellungen sowie eine Zunahme der Fähigkeit, sich in ein potenzielles Opfer einzufühlen und dessen Perspektive einzunehmen, erreicht.

Präventionsprojekt Dunkelfeld, Kein Täter werden.
04103 Leipzig
Telefon:
0341 - 97 23958
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