Seit 1999 existiert an der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Department für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig unsere interdisziplinäre Kinderschutzgruppe, die stetig aufgebaut und entsprechend den strukturellen und qualitativen Anforderungen weiter entwickelt wurde.
Grundsätzlich befasst sich die interdisziplinäre Kinderschutzgruppe mit der Abklärung naheliegender Verdachtsfälle und gesicherter Fälle, bei denen Säuglinge, Kinder und Jugendliche Opfer einer körperlichen Misshandlung, sexuellen Missbrauchs und bedrohlicher Vernachlässigung geworden sind. Orientiert an den bundesweiten qualitativen medizinischen Standards erfüllen wir mit dieser Behandlung in unserer kinderführenden Klinik einen verbindlichen, ganzheitlich orientierten ärztlichen, pflegerischen und psychologisch-psychosozialen Versorgungsauftrag zur Sicherung des umfassenden körperlichen und seelischen Wohles der betroffenen Minderjährigen. Dabei wirken kontinuierlich Fachkräfte aus den Bereichen Kinderheilkunde, Kinderchirurgie, Gynäkologie, Rechtsmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Erwachsenenpsychiatrie, Psychologie und Sozialarbeit/-pädagogik mit.
Seit 2012 besteht zusätzlich eine Kinderschutzambulanz als Arbeitsstruktur innerhalb der Kinderschutzgruppe. In der Ambulanz werden Kinder und Jugendliche nach einem stationären Aufenthalt oder ambulanter Vorstellung infolge einer Kindeswohlgefährdung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch sowie entwicklungsgefährdete Babys infolge mütterlichen Drogenkonsums in der Schwangerschaft langfristig betreut. Auf diese Weise wird der Übergang in den ambulanten Bereich mit den notwendigen Hilfemaßnahmen aktiviert und koordiniert.
In Anlehnung an das schwedische Barnahus-Konzept wurde in Zusammenarbeit mit der von der schwedischen Königin Sylvia gegründeten World Childhood Foundation ab August 2016 die Planung des ersten Childhood-Hauses in Deutschland vorangetrieben. Zum Konzept des Childhood-Hauses.
Am 8. Oktober 2016 wurde von I.M. Königin Sylvia auf dem Deutschen Juristentag in Leipzig das Vorhaben offiziell angekündigt. Das Childhood-Haus wurde in das ab 2017 gestarteten Neubau des Hauses 7 am UKL integriert. Dadurch gelang es - weltweit in dieser Form erstmalig - das Childhood-Haus Leipzig räumlich unmittelbar an ein Kinderzentrum der medizinischen Maximalversorgung anzubinden und zugleich Räumlichkeiten so zu gestalten, dass den Kindern und Jugendlichen ein ruhiger und sicherer Ort geboten wird, der die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt.
Am 27. September 2018 wurden die Räumlichkeiten des Childhood-Hauses von I.M. Königin Sylvia von Schweden feierlich eingeweiht. Seit März 2019 finden regelmäßig die Untersuchungen und Vernehmungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen statt.