Die einzig kurative Therapie von viszeralen und retroperitonealen Sarkomen ist die chirurgische Resektion. Strahlen- und Chemotherapie können bei bestimmten Unterformen den Tumor zwar verkleinern, ihn aber in den seltensten Fällen komplett und langfristig heilen. Viszerale Sarkome wachsen in der Bauchhöhle und gehen von den Organen und Geweben der Bauchhöhle aus, während retroperitoneale Sarkome ihren Ursprung von der Schicht hinter dem Bauchfell (in Richtung Rücken) nehmen. Dementsprechend orientiert sich das chirurgische Resektionsverfahren an der ursprünglichen Tumorausbreitung (= Ausbreitung vor einer möglichen Strahlen- oder Chemotherapie).
Es ist immer eine maximale Chirurgie erforderlich zur Erreichung tumorfreier Resektionsränder (= R0-Resektion, makro- und mikroskopische Tumorfreiheit (im Bereich der Schmittränder des Tumors) durch die Operation). Dazu ist zu beachten, dass nahezu alle Sarkome eine sog. „Pseudokapsel" besitzen, die nicht der realen äußeren Tumorbegrenzung entspricht. Wird das Prinzip der radikalen onkologischen Chirurgie nicht beachtet und kein adäquater Sicherheitsabstand zur „Pseudokapsel" eingehalten mit Erreichung tumorfreier Ränder weit im „Gesunden", kann es zum Lokalrezidiv kommen und der Tumor vor Ort wieder- bzw. weiterwachsen. Dies erfordert dann meist eine erneute chirurgische Resektion, welche technisch wesentlich schwieriger und anspruchsvoller ist, als der Ersteingriff aufgrund von Verwachsungen nach der ersten Operation.
Die Operation viszeraler und retroperitonealer Sakome besteht in einer kompartmentorientierten Resektionstechnik, welche bereits präoperativ anhand der radiologischen Bildgebung geplant werden kann.
Bei den meisten Patienten ist eine primäre multiviszerale Operation erforderlich (= Entfernung mehrerer Organe oder Strukturen der Bauchhöhle oder des Hinterbauchfellraums). Die nachfolgende zeigt das OP-Resektat eines pleomorphen Liposarkoms im rechten Unterbauch / Retroperitoneum, welches kurativ multiviszeral „en bloc", d.h. zusammen mit dem anhängenden rechten Dickdarm und der rechten Niere entfernt wurde (R0-Resektion, d.h. komplette „kurative" Resektion).
Die gleichzeitig mitentfernten Lymphknoten waren negativ (N0), es bestand also keine lymphogene Metastasierung. In der Literatur sind bei multiviszeralen Resektionen von retroperitonealen Weichteilsarkomen am häufigsten die Mit-Entfernung der Niere, des Dickdarms, der Milz, Teilen des Pankreas (= Bauchspeicheldrüse), des Dünndarms oder des Magens erforderlich.
Die multiviszerale Operation viszeraler oder retroperitonealer Sarkome sollte in einem spezialisierten Zentrum mit entsprechender Expertise erfolgen. Die kurative (R0) Resektion ist entscheidend für das Langzeitüberleben und die Vermeidung von Rezidiven (= lokale Wiederkehr des Tumors).
Auch bei Auftreten eines Lokalrezidivs ist oftmals eine erneute Operation möglich. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die präoperativen CT-Befunde und den intraoperativen Situs des Rezidivs eines hochdifferenzierten Liposarkoms, welches auswärts voroperiert und dann in unserer Klinik erneut chirurgisch mittels multiviszeraler Resektion behandelt wurde.
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Gelegentlich ist auch ein Gefäßersatz erforderlich. Hier handelte es sich um ein Leiomyosarkom der V. cava inferior (= untere Hohlvene). Intraoperativ war die Resektion eines Segments der V. cava inferior erforderlich, welches durch eine Goretex-Prothese ersetzt wurde.
Um größere Blutverluste bei der Operation sehr stark durchbluteter Tumore zu vermeiden, ist gelegentlich die präoperative Verödung (= Embolisation) der zuführenden Gefäße dieser Tumore erforderlich.
| Leiomyosarkom der V. cava - intraoperativ Resektion eines Segmentes der V. cava inferior und Ersatz durch Goretex-Prothese
Quelle: Klinik und Poliklinik für Diagnosische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Leipzig |
| Präoperative Embolisation (Verödung) zur Vermeidung einer intraoperativen Blutung und anschließende komplette Resektin unter Erhalt der Beckenorgane
Quelle: Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Leipzig |
Somit kann bereits kurze Zeit vor der Operation die Blutzufuhr dieser Tumore gedrosselt werden. Dies wird in enger, interdisziplinärer Absprache von unseren Kollegen der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie durchgeführt.
Alle Befunde von Patienten mit viszeralen oder retroperitonealen Sarkomen werden in unserem interdisziplinären Tumorboard mit allen Experten unseres Universitätsklinikums besprochen, damit wir die besten, auf die individuelle Situation angepassten, und neuesten Therapiekonzepte anbieten können.