(EN: Extra- and intraforminal Ligament Diagnosis)
Der wichtige und ganz zentrale Spinalnerv passiert die Lendenwirbelsäule im oberen Teil eines doch recht großen Loches, den Neuroforamen. Hier sind sie leicht fixiert. Genau diese Fixation schauen wir uns näher an, weil wir glauben, dass diese Bänder sich verändern können, und genau zu solchen Problemen führen, wie sie größere Strukturen verursachen können, etwa die Zwischenwirbelscheibe. Veränderungen der Zwischenwirbelscheibe erkennt der Radiologe sehr gut.
Nach unseren ersten anatomischen Befunden sind auch die Bänder der lumbalen Neuroforamina gut zu erkennen. Inwiefern sie sich verändern, bleibt zu zeigen. Eine sogenannte "okkulte" Stenose, also, eine Erkrankung ohne ein anatomisches Korrelat, halten wir für unwahrscheinlich.
Intraforaminale Ligamente der lumbalen Neuroforamina
Hanno Steinke in Kooperation mit Christoph Heyde (Medizinische Fakultät), Dina Wiesbicki (Orthopädie), Anna Völker (Orthopädie), Jeanette Henkelmann (Radiologie), Charlotte Kulow (Anatomie)
Gefördert durch Deutsche Arthrose-Hilfe (DAH)
1. Anatomie der intraforaminalen Ligamente
Im Bereich der Lendenwirbelsäule passiert der wichtige und zentrale Spinalnerv den oberen Teil einer größeren Öffnung, dem sogenannten Neuroforamen. In diesem Neuroforamen befinden sich um den Spinalnerven auch bindegewebige Strukturen, welche bandartig die Randbegrenzungen des Formanes verbinden. Wir nennen diese Bänder die intraforaminalen Ligamente.
Zur Darstellung der Bänder färbten wir Körperscheiben von Präparaten der Lendenwirbelsäule mit modifizierten Bindegewebsfärbungen (Giemsa-Färbung und Färbung mit Schiff's Reagenz) an, welchen wir in Vorprojekten entwickelten [1].
An den gefärbten, plastinierten Körperscheiben konnten wir nachweisen, dass diese intraforaminalen Ligamente im Bereich der lumbalen Neuroforamina als regelhafte anatomische Strukturen vorzufinden sind und den Spinalnerven mehrheitlich nicht berühren [2]. Anhand ihres Verlaufes konnten wir die Bänder in drei anatomische Kompartimente einteilen: die erste Gruppe verläuft außen und horizontal am Neuroforamen, die zweite Gruppe weiter innen und vertikal und die dritte Gruppe ganz innen, nahe der Dura mater, mit makroskopisch sichtbaren Verbindungen zum Spinalnerven. Die Bänder nehmen von innen nach außen an Dicke zu.
2. Darstellung der intraforaminalen Ligamente in klinischer Bildgebung
Wir konnten die intraforaminalen Ligamente bereits in zu den o. g. Körperscheiben korrelierender Bildgebung (Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT)) derselben Körperspender zeigen [2].
In einer Folgearbeit gelang es uns, die Bänder auch in MRT-Bildern der Lendenwirbelsäule von wirbelsäulen-gesunden Probanden aufzusuchen und mithilfe spezieller MRT-Sequenzen sicher von den Gefäßen im Neuroforamen zu unterscheiden [3].
3. Rolle der intraforaminalen Ligamente bei stenosierenden Erkrankungen der Wirbelsäule
Eine unserer Folgehypothese besagt, dass sich die intraforaminalen Ligamente im Krankheitsfall mit verändern und sich diese Veränderungen auch auf den Spinalnerven auswirken. Durch kleinste Veränderungen, die man im MRT bisher bemerkt, könnten, so unsere Vermutung, stenotische Erkrankungen entstehen, die potenziell an der Entstehung von Rückenschmerzen beteiligt sind. Einer weiteren Folgehypothese gehen wir nach, die postuliert, dass sich die Bänder im Neuroforamen auch im Wasser- und/oder Kollagengehalt verändern.