Auf dem Weg zur Partizipation - Möglichkeiten und Barrieren der systematischen Beteiligung von Angehörigen an der psychiatrischen und psychosozialen Behandlung in Deutschland. (PazAng –Studie)
PI: PD Dr. Sven Speerforck (Sven.Speerforck@medizin.uni-leipzig.de)
Mitarbeiterinnen: Peggy Prien, Johanna Leona Kummetat (Johanna.Kummetat@medizin.uni-leipzig.de)
Ziel des partizipativ-kollaborativen Projektes ist die Beschreibung des Status Quo und Implementierung von Angehörigen-Beteiligung in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgungslandschaft. Der Begriff „Angehörige" wird dabei für Bezugspersonen jedweder Art verwendet, die Menschen mit akuten oder chronischen psychischen Erkrankungen meistens unbezahlt und langfristig unterstützen. Im Feld der seelischen Gesundheit sind Angehörige eine bisher noch unterschätzte Ressource. Auf Grund eines Mangels an Forschung, formulierten Standards und von Finanzierung, fehlt es national und international an geeigneten Ansätzen, die eine wirksame und systematische Beteiligung von Angehörigen in der psychiatrischen und psychosozialen Behandlungssituation ermöglichen. Diese Beobachtung führt zu zwei Forschungsfragen, die im Rahmen des Projektes beantwortet werden sollen: 1) Gibt es tatsächlich einen Mangel an geeigneten, akzeptierten und/ oder effektiven Interventionen zur Beteiligung von Angehörigen, welche die etwaigen Rollen und Funktionen dieser Personengruppe ausreichend spezifizieren? Oder, 2) gibt es solche Interventionen, aber werden sie nur nicht ausreichend implementiert? Das beantragte Projekt will diesen beiden Fragen mit grundlagenorientierter, theoriegenerierender und explorativer Zielrichtung folgen. Es zielt darauf 1) bestehende Evidenz zum Thema der Beteiligung von Angehörigen in der psychiatrischen und psychosozialen Behandlungssituation zu synthetisieren, 2) die Versorgungshindernisse in diesem Bereich aus einer trans-disziplinären Perspektive zu analysieren, 3) die Bedarfe der an einer Behandlungssituation beteiligten Stakeholder zu ermitteln, und 4) diese Bedarfe in konkrete Empfehlungen für Politik und Praxis zu übersetzen. Entsprechend den Empfehlungen für partizipative Gesundheitsforschung wurde bereits der Antrag kollaborativ, gemeinsam mit Mitgliedern einer Angehörigenselbstvertretung entwickelt, woraus sich als weiteres Ziel ergibt, 5) die Forschungszusammenarbeit mit Angehörigen systematisch zu evaluieren. Um diese Ziele zu erfüllen, kommt ein gemischter, trans-disziplinärer Methodenansatz zum Einsatz, der ein partizipatives, realistisches Review, eine kultur- und versorgungswissenschaftliche Analyse der Bedarfe und Hürden und unterschiedliche Methoden einschließt, wie eine standardisierte Befragung, Experteninterviews und Fokusgruppen. Die Ergebnisse aus allen Studienteilen werden alle kollaborativ aufgearbeitet und auf diese Weise auch in konkrete Handlungsempfehlungen übersetzt.
Laufzeit: 4/2023 – 4/2026
Finanzierung: Drittmittel über Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projektnr. 499962953
Kooperationspartner*innen: Die multizentrische PazAng- Studie wird in Kooperation mit Prof.Dr. Sebastian von Peter, Dr. Laura Galbusera, Kolja Heumann (Immanuel Klinik Rüdersdorf der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane), mit Gurdrun Weißendorn und Dr. Susanne Kappesser (Angehörige psychisch erkrankter Menschen Landesverband Berlin e.V., BapK) sowie mit Sarah Schernau (Offener Dialog Leipzig), Silvia Bahl (Universität der Künste Berlin, UdK) und Nora Dietrich realisiert.