Leiter: Prof. Dr. rer. medic. Holger Steinberg
Kontakt
Anschrift: | Universitätsklinikum Leipzig Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Semmelweisstraße 10, Haus 13 04103 Leipzig |
Telefon: | 0341 - 97 24113 |
Fax: | 0341 - 97 24539 |
E-Mail: | holger.steinberg@medizin.uni-leipzig.de |
Die Forschungsstelle für die Geschichte der Psychiatrie wurde 1996 unter dem Namen Archiv für Leipziger Psychiatriegeschichte begründet und stellt
als selbstständige psychiatriehistorische Forschungsabteilung an einer
deutschsprachigen psychiatrischen Universitätsklinik eine Einmaligkeit dar.
Methodologisch wird einerseits besonderes Augenmerk auf historische
Grundlagenforschung gelegt, also auf das Auffinden und Auswerten von Archivgut
und die Nutzbarmachung von Primärliteratur, sowie andererseits auf eine
Einbettung der Medizinhistoriografik in die Zeit-, Sozial- und Kulturgeschichte
sowie Biografik im Sinne einer historischen Wissenschaftssoziologie der
Psychiatrie und Nervenheilkunde. Diesem Ansatz entsprechend werden die Projekte
von einem geschichtswissenschaftlich ausgebildeten Medizinhistoriker
durchgeführt oder koordiniert. In der Praxis findet eine enge Zusammenarbeit mit
Ärzten der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Universitätsklinikums Leipzig sowie anderen Kliniken, Instituten und
Einrichtungen statt. Die Forschungsstelle versteht sich also als interdisziplinär
arbeitende Forschungswerkstatt.
In ihrem Zentrum stehen Forschungsprojekte zur Historie der
deutschsprachigen Nerven- und Seelenheilkunde des 19. und 20. Jahrhunderts. Der
ursprüngliche Rahmen, Entwicklungen der Leipziger Psycho- und Neurofächer zu
fokussieren, wurde im Laufe der Jahre zunehmend übersprungen, wenngleich lokale
Aspekte der Fachgeschichte nach wie vor gern aufgegriffen werden. Eine steigende
Zahl von überregionalen Kooperationspartnern trägt in jeder Hinsicht zur
Ausweitung des Forschungsfeldes bei. Thematisch sollen neben der
Institutionsgeschichte der Leipziger psychiatrischen Universitätsklinik und den
Beiträgen Leipziger Nervenärzte zur Nerven- und Seelenheilkunde zukünftig
vermehrt Projekte zur Geschichte psychiatrischer Ätiologie-, Diagnose- und
Therapiekonzepte, zur Ideengeschichte von Symptomen, Syndromen und Erkrankungen
stehen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet gegenwärtig die Frühphase der
DDR-Psychiatrie.
Die Forschungsstelle ist bemüht, eine psychiatriehistorische Bibliothek aufzubauen.
Derzeit verfügt sie einerseits über ca. 2.000 Bände an Primär- und
Forschungsliteratur als Handapparat der Leipziger
Universitätsbibliothek / Zentralbibliothek Medizin und andererseits über ca. 1.050
Monografien und ca. 2.000 Zeitschriftenbände aus dem Altbibliothekbestand der
Heil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen. Dieser Bestand wird der Forschungsstelle auf der
Grundlage eines Kooperationsvertrages zwischen Universität Leipzig und der
Park-Krankenhaus Leipzig GmbH, Nachfolger der Dösener Klinik, freundlicherweise
als Dauerleihgabe und als Fundament einer gemeinsamen psychiatriehistorischen
Bibliothek überlassen. Des Weiteren konnte eine inzwischen in die Tausende
gehende Anzahl von Aufsätzen - vorwiegend Sekundärliteratur - zusammengetragen
werden. Damit besitzt die Forschungsstelle sicherlich eine der größten thematischen
Sammlungen Ostdeutschlands zur Geschichte der Psychiatrie. Über archivalisches
Gut, so etwa über die Kranken- oder Verwaltungsakten der Klinik, verfügt sie
indes nicht und diesbezügliche Anfragen können hier nicht bearbeitet werden.
In der studentischen Lehre ist die Forschungsstelle durch das Wahlfach I im Vorklinikum
"Geschichte der deutschen Psychiatrie des 19. und 20. Jahrhunderts" sowie durch
ein eigenes Doktorandenkolloquium beteiligt.
Projekte