Die Ösophagusmotilitätsstörungen oder Funktionsstörungen der Speiseröhre sind eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen es aufgrund von Schädigungen der neuromuskulären Strukturen, die die Ösophagusfunktion koordinieren, zu Fehlfunktionen des Schluckaktes kommt.
Neben der Achalasie, der am besten charakterisierten Funktionsstörung des Ösophagus, gibt es noch andere, sowohl hyperkontraktile (= spastische) (diffuser Ösophagusspasmus, Nussknacker- und Jackhammer (= "Presslufthammer")-Ösophagus, hypertensiver unterer Ösophagussphinkter) als auch hypokontraktile Motilitätsstörungen, deren Ursachen und Krankheitsmechanismen weniger gut verstanden sind. Die Hauptsymptome sind Dysphagie (= Schluckbeschwerden) und Thoraxschmerz (= Brustkorbschmerz). Die Diagnose wird in der Regel mittels Ösophagusmanometrie gestellt, Endoskopie und Radiologie sind jedoch zur Ausschlussdiagnostik entzündlicher oder neoplastischer Veränderungen wichtig.
Die Einführung der hochauflösenden Manometrie (HRM) mit bis zu 36 simultan messenden Druckpunkten auf der eingebrachten Sonde, hat die Ösophagusdiagnostik- und beurteilung verändert und mit der Chicago-Klassifikation zu einer neuen Einteilung der Ösophagusmotilitätsstörungen geführt. Die Therapiemöglichkeiten der Ösophagusmotilitätsstörungen sind jedoch weiterhin begrenzt und meist auf eine Symptomreduktion beschränkt. Chirurgische Therapieverfahren kommen hier nur selten zum Einsatz.
Ablauf der HR-Manometrie; Quelle: Stefan Niebisch
| HR-Manometrie-Katheter mit 36 Drucksensoren und zusätzlichen Impedanzsensoren Quelle: Stefan Niebisch |
Ösophagusmotilitässtörungen sind gutartige Erkrankungen der Speiseröhre, die durch eine muskuläre bzw. neuromuskuläre Schädigung oder Fehlkoordination zu einer Störung im normalen Funktionsablauf des Schluckaktes führen.
Leitsymptom sind die Schluckstörungen, gefolgt von Brustschmerz, was häufig zu diagnostischen und therapeutischen Schwierigkeiten führt, z.B. der Differentialdiagnose einer akuten Angina pectoris. Die häufigste der Funktionsstörungen der Speiseröhre ist die Achalasie mit einer Inzidenz von 1 - 3 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.
Alle anderen Motilitätsstörungen sind eher seltener und bedürfen nur in selektionierten Fällen einer chirurgischen Therapie. Meist sind medikamentöse (Kalziumantagonisten, Nitro-Präparate) oder endoskopisch-interventionelle (z.B. pneumatische Dilatation, endoskopische BoTox-Injektion) Therapiemaßnahmen indiziert. In der weit verbreiteten Klassifikation der Ösophagusmotilitätsstörungen von Spechler und Castell werden neben der bereits beschriebenen Achalasie der diffuse Ösophagusspasmus, der Nussknacker- oder Jackhammer (= "Presslufthammer")-Ösophagus, der hypertensive untere Ösophagussphinkter, sowie unspezifische Motilitätsstörungen unterschieden.
| Ösophagogramm bei diffusem Ösophagusspasmus (DES) Quelle: Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Leipzig |
| HR-Manomertriebefund bei diffusem Ösophagusspasmus (DES) Quelle: Stefan Niebisch |
| HR-Manometrie eines hyperkontraktilen Ösophagus (Nußknacker-Ösophagus oder bei höheren wiederholenden Kontraktionen als Jackhammer-Ösophagus bezeichnet) Quelle: Stefan Niebisch |
Durch die Einführung der hochauflösenden Ösophagusmanometrie hat sich die Diagnostik und das Verständnis der Motilitätsstörung verbessert und die oben genannte Klassifizierung, wurde durch die Chicago-Klassifikation modifiziert (siehe „Achalasie"). Dennoch sind Ursache und Entstehungsmechanismen insbesondere der primären Ösophagusmotilitätsstörungen weiterhin nicht eindeutig geklärt, daher ist bisher auch keine kausale Therapie möglich.
Goldstandard der Diagnostik ist auch hier, analog zur Achalasie, die hochauflösende Manometrie der Speiseröhre (High Resolution-Manometrie (= HRM)). Auszuschließen ist auch hier, wie bei der Achalasie, ein maligner Prozess der Speiseröhre, welcher mittels Endoskopie (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (= ÖGD)), ggf. mit Hilfe der CT (Computertomographie)-Diagnostik, ermöglicht wird.
Wenn HRM und ÖGD nicht zielführend sind, kann der Röntgen-Breischluck im diagnostischen Algorithmus nützlich sein. Dies betrifft insbesondere differentialdiagnostische Ursachen der Schluckstörungen, wie Ringe und Webs der Speiseröhre, sowie Zeichen einer ösophagealen Motilitässtörungen, wie tertiäre Kontraktionen, und auch Frühformen der Achalasie. Diese können der Endoskopie und gelegentlich auch der HR-Manometrie entgehen, so dass - je nach individueller Befundkonstellation - der Röntgen-Breischluck richtungsweisend ist.
Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Spezialsprechstunde "Oberer Gastrointestinaltrakt" bei Frau Prof. Dr. Ines Gockel.
Es ist lediglich eine Überweisung vom Hausarzt bzw. behandelndem Facharzt erforderlich. Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie sämtliche Vorbefunde (z.B. Endoskopieberichte, Röntgen- und CT-Untersuchungen auf einer CDrom) zur Sprechstunde mitbringen.
Gerne können Sie sich auch bereits im Vorfeld unseren Fragebogen (PDF) herunterladen und ausgefüllt mitbringen.
Weitere Informationen zur HR-Manometrie finden Sie hier.