Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung gastrointestinaler
Stromatumore und langfristige Tumorfreiheit ist die vollständige chirurgische
Entfernung (R0-Resektion = Entfernung von makro- und mikroskopisch sichtbarem
Tumorgewebe) des Tumors mitsamt lokoregionären Lymphknoten, die bei kleineren
Geschwülsten in unserer Klinik routinemäßig minimal-invasiv (laparoskopisch)
durchgeführt wird. Bei Tumoren, die im Rahmen der Laparoskopie
(= Bauchspiegelung) nicht gut visualisiert werden können, da sie sich im Lumen
des betroffenen Hohlorgans befinden (z.B. Magen) und nicht exophytisch nach
außen durch die Wand durchwachsen, wenden wir in unserer Klinik das sog.
Rendezvous-Verfahren an.
Hierbei stellen wir die
Tumore während der Operation endoskopisch (= von „innen") und simultan
laparoskopisch (= minimal-invasiv, von „außen") dar, um die Resektionsgrenzen mit
entsprechendem Sicherheitsabstand zum Tumor festzulegen und den Tumor sicher im
Gesunden zu entfernen.
Das Risiko einer Lymphknotenmetastasierung ist zwar,
insbesondere bei kleineren Tumoren, sehr selten. Im Falle einer hohen
Risikokonstellation hinsichtlich einer Lymphknotenmetastasierung, welche oftmals
erst nach Resektion des Befundes und Begutachtung durch den Pathologen erfolgen
kann, hat sich jedoch die prophylaktische Mitresektion der lokoregionalen
Lymphknoten im Rahmen der Erstoperation als vorteilhaft erwiesen. Größere Tumore
mit nachgewiesener Malignität (= Bösartigkeit) bedürfen einer radikalen offenen,
onkologischen Operation mit systematischer Lymphknotendissektion.
Ein
wesentlicher Fortschritt in der Behandlung des GIST war die Einführung des
Tyrosinkinase-Inhibitors Imatinib (Glivec®), einem in Tablettenform zu
verabreichenden Medikament, für das in Studien Ansprechraten von über 50 Prozent
belegt werden konnten. Aufgrund der systemischen (= den ganzen Körper
betreffenden) Wirksamkeit ist es zur Behandlung von GIST gut geeignet, die
bereits metastasiert haben. Darüber hinaus wird auch der neoadjuvante
(=Applikation des Medikaments vor der Operation, z.B. bei sehr großen Tumoren,
bei denen eine Verkleinerung vor der Operation erwünscht ist) und adjuvante
Einsatz (= nach der Operation) dieser Substanz mit Erfolg praktiziert.
Bei Tumoren, die unzureichend oder nicht auf diese Therapie ansprechen,
wird eine Behandlung mit dem Multikinaseinhibitor Sunitinib (Sutent®) empfohlen.
Problematisch ist neben einer möglichen primären (= bereits bei Behandlungsbeginn
bestehenden), die Entwicklung einer sekundären (sich unter der Therapie
entwickelnden) Resistenz der Tumorzellen gegen die Wirkung der
Kinaseinhibitoren. Mögliche Ursache hierfür ist die Entwicklung sekundärer
Mutationen des KIT-Gens.
Derzeit wird der Einsatz weiterer, zum Teil
bereits für andere Indikationen zugelassener Substanzen wie z.B. Sorafenib
(Nexavar®), Nilotinib (Tasigna®) oder Dasatinib (Sprycel®) in Studien evaluiert.
Die konventionelle zytotoxische Chemotherapie mit Substanzen wie Doxorubicin,
Ifosfamid, Dacarbazin oder Temozolomid zeigte in Studien, die vor Einführung von
Imatinib durchgeführt wurden, enttäuschende Ergebnisse hinsichtlich der Rate an
Tumorverkleinerungen bei GIST. Wissenschaftliche Untersuchungen zur
Chemotherapie von GIST, die nach einer Therapie mit Imatinib und Sunitinib
behandelt wurden, liegen bisher noch nicht vor, allerdings sind auch längere
Krankheitsstabilisierungen durch klassische Chemotherapie in dieser Situation
möglich. GIST erweisen sich überdies als weitgehend resistent gegen eine
Strahlentherapie, die deshalb vorwiegend unter palliativer Zielsetzung, etwa
wenn ein chirurgisches Vorgehen nicht möglich ist, zum Einsatz kommt. Mögliche
palliative Indikationen zur Strahlentherapie sind selten auftretende
Knochenmetastasen oder irresektable Tumore ungünstiger Lokalisation (z.B.
Rektum, Ösophagus) mit Nichtansprechen auf eine medikamentöse Therapie.
Alle Befunde von Patienten mit gastrointestinalen Stromatumoren
(GIST) werden in unserem interdisziplinären Tumorboard mit den Experten unseres
Universitätsklinikums besprochen, damit wir die besten, auf die individuelle
Situation angepassten und neuesten Therapiekonzepte anbieten können.