In Deutschland erkranken jährlich knapp 8000 Frauen an einem Ovarialkarzinom. Aufgrund fehlender klinischer Frühsymptomatik und unzureichender Screening-Methoden wird bei einem Großteil der Patientinnen die Erkrankung erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Standardtherapie besteht aus der möglichst radikalen Primäroperation mit dem Ziel der makroskopischen Tumorfreiheit und anschließender Platin- und Paclitaxel-haltiger Chemotherapie (Leitlinie). Der postoperativ verbliebene Tumorrest gilt als einer der wichtigsten prognostischen Faktoren für den weiteren Krankheitsverlauf. Trotz der hohen initialen Ansprechraten auf platinbasierte Chemotherapie, tritt bei etwa 85 % der Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom ein Rezidiv nach der Erstlinienbehandlung auf.
Die Wirksamkeit verschiedener Anti-Tumor Agenzien könnte im operativ entfernten Tumorgewebe mittels eines standardisierten Kultivierungsverfahren ex vivo analysiert werden und somit einen vielversprechenden Ansatz zur personalisierten Therapieentscheidung darstellen. In den Gewebeschnitten könnten Interaktionen zwischen Tumorzellen und Stroma, welche auch die Proliferation und somit Progression bzw. Therapieansprechen beeinflussen, in ihrer orginären Konstellation via Live Imaging untersucht werden. Apoptose und Proliferation werden mittels Ki-67, cleaved-PARP1und Hif1a untersucht. Aktuell werden verschiedene Substanzen wie Carboplatin, Olaparib und Durvalumab getestet.
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Bei der Progression des Ovarialkarzinoms spielt die Tumorumgebung (sogenanntes Stroma) eine besondere Rolle, denn im Gegensatz zu anderen soliden Tumorentitäten erfolgt die Metastasierung nicht nur auf dem hämatogenen bzw. lymphogenen Weg. Vielmehr können sich vereinzelte Tumorzellen bzw. Tumorzellaggregate aus dem Primärtumor lösen, in den Aszites abwandern und sich somit im Peritoneum verbreiten, wobei sie das Omentum und andere Organe, wie z.B. den Darm, die Leber und den Pankreas, befallen können. Die Bildung multizellulärer Spheroide könnte der initiale Schritt hinsichtlich Tumorausbreitung ins Peritoneum darstellen.
Der möglicherweise prädiktive Wert von im Aszites vorkommenden Spheroiden ist bislang nur bei wenigen Patientinnen mit Ovarialkarzinom untersucht worden. Auch die Korrelation zwischen therapeutischer Wirksamkeit möglicher Anti-Tumor Agenzien in Spheroiden und des tatsächlichen klinischen Outcomes der Patientinnen sind bislang unklar. Demzufolge könnte die Untersuchung aus Aszitespunktaten gewonnener Spheroide hinsichtlich Zusammensetzung, proliferativer Eigenschaften und DNA-Reparatur, ein geeignetes Tool zur individuellen Prädiktion des Therapieansprechens von Patientinnen mit Ovarialkarzinom darstellen.