Funktion von Smad-Proteinen bei neurodegerativen Prozessen im Gehirn
Smad-Proteine sind als Transkriptionsfaktoren des kanonischen TGFbeta/BMP-Superpathways sowohl bei der Hirnentwicklung als auch bei der Aufrechterhaltung der hirnspezifischen Differenzierungszustände von großer Bedeutung. Neuere Untersuchungen lassen vermuten, dass das Funktionsspektrum dieser Proteine wesentlich umfangreicher ist und sie an neurodegenerativen Prozessen im Gehirn maßgeblich beteiligt sind.
Bisher sind die Ursachen neurodegenerativer Erkrankungen nur zum Teil aufgeklärt. Neuere Beobachtungen belegen, dass eine Aktivierung von Zellzyklus-Proteinen am neuronalen Zellverlust ursächlich beteiligt ist. Störungen bei der Regulation von Zellzyklus-Proteinen sind auch bei der Entstehung anderer neurodegenerativer Krankheiten, wie Morbus Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose oder Schlaganfall involviert. Auslösende Faktoren für eine gestörte Zellzyklus-Aktivierung sind jedoch bisher kaum erforscht. Zwar können intrazelluläre Prozesse wie durch Alterung verursachte DNA-Fragmentierung als mitverantwortlich angenommen werden, extrazellulär vorkommende initiale Signale, wie Zytokine oder Wachstumsfaktoren, sind jedoch ebenso wahrscheinlich. Zu den Kandidaten, die ursächlich an neurodegenerativen Prozessen im Hirn beteiligt sind, zählt der Transforming Growth Factor beta1 (TGF-beta1). Es ist bekannt, dass er Proliferation, Differenzierung und Zellteilung zahlreicher Zelltypen kontrollieren und unmittelbar Einfluss auf den Zellzyklus ausüben kann. Dabei werden Signalwege genutzt, die spezifisch für die TGF-beta-Superfamilie sind und die durch Phosphorylierungsprozesse der involvierten Smad-Proteine gesteuert werden. Über die Funktion der Smad-Proteine bei der Aktivierung des neuronalen Zellzyklus ist bisher kaum etwas bekannt.
Im gesunden Gehirn sind phosphorylierte Smad-Proteine in neuronalen Zellkernen lokalisiert, Wir konnten erstmals zeigen, dass im Gehirn von Alzheimerpatienten eine massive Störung dieser strengen Ordnung vorliegt. Unsere Beobachtungen belegen, dass in betroffenen Hirnregionen ein nukleärer Verlust neuronaler Smad-Proteine mit einer Ansammlung von zytoplasmatischen Smad-haltigen Vesikeln oder mit einer pathologischen Ablagerung von Smad-Proteinen in neurofibrillären Strukturen verbunden ist. Wir vermuten, dass durch den Verlust des nukleären Smads neuronale Dedifferenzierungsprozesse initialisiert werden, die zur unkontrollierten Aktivierung von Zellzyklusproteinen aber auch zur Deregulation von synaptischen und nichtsynaptischen Proteinen führen können. Im Rahmen des Projektes wird dieser Zusammenhang mittels biochemischer, molekularbiologischer, zellbiologischer und immunhistochemischer Methoden untersucht.
Arbeitsgruppe
- PD Dr. Uwe Ueberham
- Renate Jendrek
- Jana Bochmann
- Johanna Cornelissen
- Prof. Dr. Thomas Arendt
Kooperationen
- Dr. Ludmil Kirazov, Bulgarian Academy of Sciences, Sofia, Bulgaria
Förderung
- Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI)