Da die Anwendung einer umfangreichen zahnärztlichen funktionellen Untersuchung an jedem Patienten unangemessen wäre, ist eine Vorselektion sinnvoll. Hierfür stehen entsprechende Screeninginstrumente zur Verfügung. Aus der OPPERA-Studie, in der über 3000 Probanden ohne RDC/TMD-Diagnose über mehrere Jahre nachverfolgt wurden, ist bekannt, dass klinische Variablen, wie z. B. ein singuläre Druckdolenz der Kaumuskulatur, zu einer unangemessen hohen Anzahl falsch-positiver Ergebnisse führt. Insofern erreichen unspezifische klinische Befunden keine guten prognostischen Werte. Aus diesem Grund basieren aktuelle, wissenschaftlich anerkannte Screening-Instrumente ausschließlich auf anamnestischen Daten. Auch ist bekannt, dass vor Anwendung der Screening-Instrumente zahnbezogene Schmerzen bestmöglich ausgeschlossen werden sollten um falsch-positive Ergebnisse zu vermeiden.
Ein auf über 2000 deutschen Patienten und Probanden basierendes, validiertes Screening-Instrument steht auf Grundlage der RDC/TMD zur Verfügung. Mit der simplen Frage „Haben Sie Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte, in der linken oder in beiden?" ist es möglich mit einer Sensitivität (richtig-positiv) von 96 Prozent und Spezifität (richtig-negativ) von 95 Prozent eine sehr gute Vorselektion von Personen mit behandlungsbedürftigen schmerzhaften CMD zu erreichen. Die deutschen Referenz-Standards der DC/TMD empfehlen die routinemäßige Verwendung dieser Frage im Rahmen der Eingehenden Untersuchung zur Evaluation des funktionellen Behandlungsbedarfs, insbesondere vor umfangreichen restaurativen Maßnahmen.
Um gleichzeitig Schmerzen und die Unterkieferbeweglichkeit zu berücksichtigen, steht der 3Q/TMD Bogen zur Verfügung. Auf Basis der DC/TMD wurde an einer Stichprobe von 300 Personen der 3Q/TMD entwickelt, welche aus 3 Fragen besteht. Bei einer oder mehr positiv beantworteten Fragen konnten für die 3Q/TMD eine Sensitivität von 74 Prozent und Spezifität von 84 Prozent bezüglich behandlungsbedürftigen CMD nachgewiesen werden. Sie genügen damit den wissenschaftlich empfohlenen Mindeststandards von >70 Prozent Sensitivität und Spezifität. Diese 3 Fragen werden sinngemäß auch im Screeninginstrument der DGFDT anwendet, wobei die erste Frage des 3Q/TMD in zwei Fragen separiert wurde. Durch die Inklusion von unspezifischen klinischen Untersuchungen ist jedoch mit einer signifikant erhöhten Anzahl an falsch-positiven Ergebnissen zu rechnen.
Eine aktuelle, wissenschaftlich fundierte, deutschsprachige Übersichtsarbeit, welche sich kritisch mit dem Thema Screening bezüglich CMD auseinandersetzt wurde in der Zeitschrift „Der Schmerz" publiziert. Nachfolgend die ausführlichen Formulare und Hilfsmittel zur klinischen Untersuchung und Diagnosebildung bei craniomandibulären Dysfunktionen.