Über Jahrhunderte hinweg war das Medizin-Studium reine Männersache, und lange waren
sich selbst ansonsten zukunftsweisend denkende Mediziner in Leipzig einig, dass das auch so bleiben sollte. Sie sahen die Gefahr, dass Frauen die Männer beim Studium ablenkten, und der Neurologe Paul Julius Möbius versuchte nachzuweisen, dass es Frauen aufgrund anatomischer Minderwertigkeiten des weiblichen Gehirns an selbstständigem Denken mangelte. Erst 1906 konnten Frauen in Leipzig offiziell immatrikuliert werden.
Zu den berühmtesten Absolventinnen gehört aber ausgerechnet eine Studentin, die schon deutlich vor dem offiziellen Zeitpunkt Veranstaltungen der Medizinischen Fakultät besuchte: Hope Bridges Adams schrieb sich Ende der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts als Gasthörerin an der Universität Leipzig ein, denn anders war ein Besuch nicht möglich. Sie trug Männerkleidung und ihr Haar war kurz geschnitten, damit sie weniger auffiel.
1880 schloss sie in Leipzig als erste Frau in Deutschland ihr Medizinstudium mit einem Staatsexamen ab – auch wenn ihr Abschluss nicht offiziell anerkannt wurde. Ihre Approbation, also die Zulassung als Ärztin zu praktizieren, bekam sie ein Jahr später in Großbritannien.
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