Ab dem Wintersemester 1907 / 08 erfolgte in Leipzig eine Aufzweigung des Gesamtfaches der Zahnheilkunde in zwei von zunächst außerordentlichen Professoren geführte Spezialabteilungen, die von Prof. Dependorf geleitete operativ-konservierende Abteilung und die von Prof. Pfaff geführte technisch-orthodontische Abteilung. Beide beantragten einen Neubau des Instituts. Dieser entstand in den Jahren 1908 - 1910 auf dem ehemaligen Schramm´schen Grundstück zwischen Nürnberger- und Carolinenstraße (jetzige Paul-List-Straße) in der Nürnberger Straße 57 nach damals modernsten Gesichtspunkten für eine Zahl von 100 Studenten. Pfaff, der als erster in Deutschland einen Lehrauftrag für Orthodontie erhielt, führte dieses zahnärztliche Teilgebiet als obligat ein. Durch eine Sondervorlesung verschaffte er der zahnärztlichen Materialkunde die gebührende Beachtung.Im Sommersemester 1909 wurden die Chemie und Physik der zahnärztlichen Technik und das Gussverfahren für Kronen und Brücken in den Unterrichtsplan aufgenommen.
Ebenso förderte Pfaff die vorklinische Ausbildung der Studenten und richtete im neu erbauten Institut neben anderen Funktionsräumen ein zahntechnisches Laboratorium für Anfänger mit 78 Arbeitsplätzen, ein zahntechnisches Laboratorium für Fortgeschrittene im ersten Obergeschoss sowie im Erdgeschoss einen Metallarbeitsraum mit 20 Arbeitsplätzen, einen Gipsraum und einen Sammlungsraum ein. Im Erdgeschoss entstand erstmals an einem zahnärztlichen Institut ein chemisch-physikalisches Laboratorium. Es diente hauptsächlich Forschungszwecken und nur anfänglich auch der Ausbildung. Der später zum Professor ernannte Dr. Schoenbeck las ab 1911 als Chemiker am Institut über zahnärztliche Werkstoffkunde mit Experimenten. 1919 wurde Dr. Kleeberg von Pfaff mit der Leitung der Vorklinik betraut, die er bis 1953 leitete.
Auf Pfaffs Betreiben erfolgte 1930 eine beachtliche Erweiterung des Institutes durch Angliederung der alten orthopädischen Klinik als Laboratoriumsgebäude, das noch heute als Hinterhaus mit dem Haupthaus durch einen Übergang verbunden ist. Die Einführung des Dr. med. dent. in Deutschland und der Aufbau des Zahnärztliches Materialprüfungsamtes in Berlin gehen auf seine Bemühungen zurück.
Nach Dependorfs Tod lag die Leitung des Institutes allein in Pfaffs Händen. Bereits kurz vor seinem Tod hatte Dependorf in einem Teil des Institutes eine eigene Lazarettabteilung für Kieferverletzte eingerichtet. Als junger Kieferchirurg kam Dr. Rosenthal hierher, der vor allem in der Wiederherstellungschirurgie tätig war. In dieser Zeit entwickelten sich auch die ersten Bemühungen um eine defektprothetische Rehabilitation kriegsversehrter Patienten.
Als Nachfolger Dependorfs kam 1919 Prof. Römer, seit 1906 Extraordinarius für Zahnheilkunde in Straßburg, nach Leipzig. Seiner bereits am 01. 10. 1916 erfolgten Berufung zum etatmäßigen außerordentlichen Professor für Zahnheilkunde konnte er erst nach dem Ende des ersten Weltkriegs durch Übersiedlung nach Leipzig folgen. Anlässlich seiner Amtseinführung wurde er zusammen mit Pfaff zum Ehrendoktor der Zahnheilkunde ernannt. Beide wechselten sich jährlich in der geschäftsführenden Direktion ab. Sein Extraordinariat wurde 1920 ebenso wie das von Prof. Reinmüller in Rostock als erstes in Deutschland in ein planmäßiges Ordinariat umgewandelt. Römer wurde am 31. Oktober 1928 als erster Vertreter des Fachs zum Rektor der Alma mater lipsiensis gewählt.
Der große Andrang von Studierenden nach dem ersten Weltkrieg veranlasste ihn zur Trennung der konservierenden von der operativen Abteilung. Als erster selbstständiger Direktor war hier Prof. Hille von 1923 bis 1938 tätig. So schrieben sich in dieser Zeit auch viele ausländische Studierende aus Bulgarien, Griechenland, Japan, Norwegen, Schweden und der Schweiz ein. 1920 waren 391 Zahnmedizinstudenten immatrikuliert. Als Hilfskräfte standen den Professoren Pfaff und Hille nur jeweils 7 Assistenten zur Verfügung.
Prof. Hauenstein folgte Prof. Römer nach dessen Emeritierung im Jahre 1934. Dieser wandelte die als Zahnärztliches Institut geltende, bis dahin rein poliklinische Behandlungsstätte in eine Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten um, indem er 1940 das dem Institut benachbarte Gebäude in der Paul-List-Straße 7 als eigene Krankenstation mit zunächst 37 Betten umbauen ließ.
Vorbesitzer des Gebäudes war die durch die Nationalsozialisten enteignete Pauliner Sängerschaft. Mitdirektor der Klinik war seit 1936 als Nachfolger Pfaffs Prof. Reichenbach, der 1947 einem Ruf an die Universität Halle folgte. Ihm ist der großzügige Ausbau der kieferorthopädischen und prothetischen Abteilung nach damals modernsten Gesichtspunkten zu verdanken.
Schwere Rückschläge in der Arbeit erlebte die Zahnklinik 1943. Zunächst verlor sie den seit 1938 als Nachfolger Prof. Hilles in der konservierenden Abteilung tätigen Direktor Prof. Greth durch Tod im Felde und am 04. Dezember 1943 wurde das Vordergebäude durch einen Bombenangriff großteils vernichtet.