Angela Höfer, Pflegedienstleiterin OP und Anästhesie, und Christian Täubert, Pflegebereichsleiter Anästhesie, erklären die Abläufe.
Viele Tausend Operationen werden Jahr für Jahr am Universitätsklinikum Leipzig durchgeführt. Für den oder die einzelne Patient:in ist dieses „sich unters Messer legen" in jedem Fall ein aufregender Vorgang, der auch Ängste und Sorgen auslösen kann. Sie vertrauen sich ganz und gar den Operateur:innen und Anästhesist:innen an. Hier erläutern zwei Expert:innen, wie es genau abläuft.
Es ist soweit: Der Tag der geplanten Operation steht an. Im Vorgespräch haben sowohl der operierende Arzt (Chirurg), als auch der Narkosearzt (Anästhesist) den Patienten umfassend darüber aufgeklärt, wie er sich in den Stunden vor der OP verhalten soll. Neben dem Verzicht auf Speisen und Getränke vor der OP spielen Medikamente eine wichtige Rolle. Denn manche Tabletten, die der Patient normalerweise täglich einnimmt, müssen am Tag der OP weggelassen, andere weiter eingenommen werden.
Wenn auf der Bettenstation alle Vorbereitungen getroffen sind, wird der Patient in seinem Stationsbett zum Operationssaal geschoben. Herausnehmbarer Zahnersatz und Schmuck müssen entfernt werden. Wird ein Kind operiert, darf es auf dem Weg in den OP-Saal von seinen Eltern oder anderen Angehörigen begleitet werden.
Bevor es in den OP-Saal geht, gibt es einen kurzen Zwischenstopp in der sogenannten OP-Schleuse. Hier wird der Patient von den OP-Helfern in Empfang genommen. Anhand einer Checkliste wird die Identität des Patienten und das Vorhandensein aller notwendigen Unterlagen überprüft. Denn das ist die Voraussetzung für die demnächst folgende Lagerung auf dem OP-Tisch. Das Stationsbett darf – Hygiene ist das oberste Gebot – nicht in den OP-Saal geschoben werden. Deshalb wird der Patient in der OP-Schleuse auf einen OP-Tisch umgebettet. In der Regel trägt er nur ein OP-Hemd, das ihm vor der Operation ausgezogen wird. Der Patient wird nun von einem OP-Helfer auf dem OP-Tisch in den Operationsbereich gefahren.
In der sogenannten Einleitung, einem Vorbereitungsraum, wird der Patient von der betreuenden Anästhesiepflegekraft begrüßt. Anhand der Checkliste werden alle sicherheitsrelevanten Aspekte erneut abgefragt und geprüft. Dazu gehören beispielsweise der Name, was operiert werden soll, welche Köperseite oder Körperregion betroffen ist, ob es Allergien gibt oder wann zuletzt etwas getrunken oder gegessen wurde. Dann werden verschiedene Geräte mit dem Körper des Patienten verbunden, die Blutdruck, Puls und Herzströme messen. Der Clip am Finger misst die Sauerstoffsättigung im Blut. Zudem wird ein Venenzugang gelegt, durch den während der OP Infusionen und Medikamente verabreicht werden können. Der betreuende Anästhesist überprüft die sicherheitsrelevanten Aspekte erneut und erklärt den Ablauf der Narkose.
Währenddessen haben OP-Pflegekräfte den OP-Saal insgesamt vorbereitet und auch den Instrumententisch gedeckt. Für die meisten Operationen gibt es standardisierte Sets, die die jeweils benötigten Instrumente enthalten. Alle benötigten Geräte werden geprüft, angeschlossen und in Position gebracht.
Zurück in den Vorbereitungsraum: Hier leiten der Narkosearzt und der Anästhesiepfleger die Narkose ein: Der Arzt hält dem Patienten eine Maske vor das Gesicht, über die Sauerstoff gegeben wird. Die Pflegekraft verabreicht über den Venenzugang die vom Arzt angeordneten Narkosemittel. Der Patient wird müde und schläft ein. Schläft er tief und fest, führt der Narkosearzt einen Beatmungsschlauch, den sogenannten Tubus, in die Luftröhre ein und schließt ein Beatmungsgerät. Sollte es für die Patientensicherheit erforderlich sein, werden noch Katheter in eine große Vene oder in eine Arterie gelegt. Alls lebenswichtigen Funktionen werden fortlaufend vom Narkosearzt und der Anästhesiepflegekraft über den Monitor beobachtet.
Übrigens muss nicht für jede Operation eine solche Vollnarkose gemacht werden. Bei einer sogenannten Regionalanästhesie werden Medikamente um Nervenbahnen innerhalb des OP-Gebietes gespritzt und damit eine örtliche Betäubung erreicht. Der Patient kann bei einer solchen – meist kleineren – Operation unter Umständen sogar wach bleiben und über Kopfhörer Musik hören.
Ob Voll- oder örtliche Narkose: Ist sie stabil, wird der Patient in den eigentlichen OP-Saal geschoben. Dort schaut der Operateur, wie der Patient gelagert werden muss. Denn manchmal ist es für den Zugang zum Operationsgebiet nötig, dass der Patienten auf dem Bauch oder auf der Seite gelagert werden muss. Diese Lagerungen werden gemeinsam durch das Team der OP-Pflege und der Anästhesiepflege mit dem Chirurgen und dem Narkosearzt durchgeführt. Im OP-Saal arbeiten im Übrigen immer zwei OP-Pflegekräfte. Eine steht „steril" am OP-Tisch und assistiert dem Chirurgen. Sie reicht die Instrumente und ist sozusagen die „rechte Hand" des Operateurs. Im Hintergrund arbeitet die zweite OP-Pflegekraft. Sie assistiert der „sterilen" OP-Pflegekraft und dokumentiert digital alle Abläufe.
Ist der Patient gelagert, wird ein sogenanntes Team-Time-Out durchgeführt. Das ist eine kurze Besprechung aller an der Operation beteiligten Personen, die die wichtigsten Aspekte rund um den Patienten beinhaltet. Anschließend wird das OP-Gebiet großflächig mit einer Hautdesinfektionslösung abgewaschen und der Patient danach mit sterilen Tüchern so abgedeckt, dass nur die OP-Fläche sichtbar ist.
Nun beginnt die eigentliche Operation: Der Chirurg setzt einen Hautschnitt. Die „sterile" OP-Pflegekraft reicht alle benötigten Instrumente und Materialien. Der Narkosearzt und die Anästhesiepflegekraft halten die Narkose aufrecht. Während der OP werden regelmäßig alle wichtigen Informationen zwischen Operateur und Narkosearzt ausgetauscht. Der besondere Vorteil der nun gerade neueröffneten OP-Säle kann jederzeit genutzt werden: CT- und sogar MRT-Aufnahmen sind an Ort und Stelle möglich. Neigt sich die Operation dem Ende zu, informiert der Chirurg den Narkosearzt, damit dieser die Narkose so steuern kann, dass der Patient zeitnah aufwachen kann.
Ist der Patient aus der Narkose erwacht, fahren der Narkosearzt und die Anästhesiepflegekraft der Patienten vom OP-Saal zur OP-Schleuse. Die OP-Pflegekräfte räumen den OP-Saal auf und führen alle noch notwendigen Dokumentationen durch.
In der OP-Schleuse wird der Patient wieder in sein Bett gelegt und in den Aufwachbereich gefahren, wo er sich „ausschlafen" kann. Er wird hier von Pflegekräften betreut, die kontinuierlich Körperfunktionen wie Atmung, Herzschlag und Blutdruck überwachen, Infusionen und Schmerzmittel verabreichen und die Verbände und Drainagen kontrollieren. Falls es die Operation erlaubt, kann der Patient hier auch etwas trinken. Im Aufwachbereich verbleiben die Patienten etwa zwei bis drei Stunden. Bevor sie wieder auf die Bettenstation verlegt werden, erfolgt eine Visite durch einen Narkosearzt. Manchmal ist es notwendig, dass Patienten länger im Aufwachbereich betreut werden oder bis zum nächsten Tag auf der angegliederten Überwachungseinheit verbleiben müssen.
Der Narkosearzt und die Anästhesiepflegekraft haben inzwischen ihren Arbeitsplatz aufgeräumt und für den nächsten Patienten vorbereitet. Der OP-Saal wurde durch Mitarbeiter einer Reinigungsfirma professionell gesäubert. Und nur wenige Minuten später starten alle ihre Vorbereitungen für die nächste Operation.