„Anfang der Neunziger- eine Gesellschaft im Umbruch- und plötzlich ging es mit mir gesundheitlich bergab", erzählt Lutz Eppendorfer. „Ich war Mitte 30, konnte Bäume ausreißen. Doch auf einmal ging es mir Tag für Tag schlechter. Ich wurde Dialysepatient. Das war nicht leicht zu verkraften. Ohne meine Familie hätte ich das wohl kaum geschafft."
Mit Bluthochdruck und Unwohlsein ging er damals zum Hausarzt. Dieser tippte auf Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Eine Blutuntersuchung fand damals leider nicht statt. „Ich hatte so einen merkwürdigen, unerklärlichen Geschmack im Mund, mein Zustand verschlechterte sich zunehmend und schließlich kam es zur Krankenhauseinweisung. Die Ärzte im St.-Georg-Krankenhaus Leipzig stellten schnell Nierenversagen fest, ich musste an die Dialyse und wusste, dass ich eine neue Niere brauche."
Über zwei Jahre wöchentlich dreimal Blutwäsche. Zweimal erreichte ihn ein Aufruf zur Transplantation. „Aber es klappte nicht", so der heute 62-Jährige. „Einmal war ich erkältet, das andere Mal passte das Organ nicht optimal. Dann kam der 21. Oktober 1993. Und da passte alles." Nach der Transplantation ging es dem Rand-Leipziger von Tag zu Tag besser. „Schritt für Schritt, denn auch die Dialyse geht nicht spurlos an einem vorbei", sagt er. „Mit viel Zuversicht, gesunder Ernährung und Bewegung wurde ich nach und nach wieder ziemlich fit."
Als Dialysepatient musste Lutz Eppendorfer die Ernährung auf eine spezielle Diät umstellen, täglich auf der Waage stehen und die Flüssigkeitszufuhr auf ein Minimum reduzieren. „Kartoffeln und Gemüse mussten stundenlang gewässert werden um den Kaliumgehalt zu verringern, ein Bier war absoluter Luxus und Durst ein ständiger Begleiter."
Heute dominieren Vollkornprodukte und frisch zubereitete Gerichte die Speisekarte, eine abwechslungsreiche Küche mit viel Gemüse, mediterranen Gewürzen und durchaus auch ein gutes Stück Fleisch lassen das Essen wieder zum Genuss werden. Dem Hobbykoch sind nun keine Grenzen mehr durch besondere Diätvorschriften gesetzt. Er kocht nun mit Leidenschaft- Familie und Freunde sind begeistert.
Unmittelbar nach der Transplantation hat Lutz Eppendorfer hinsichtlich der Hygiene vieles sehr genau genommen. Inzwischen ist eine gesunde Routine entstanden: „Ich habe mir auch schon als junger Mann öfter die Hände gewaschen als manch anderer. Aber ich übertreibe nichts. Ich habe keine panische Angst, anderen die Hand zu geben oder Türklinken anzufassen. Man kann sich ja jederzeit die Hände waschen und damit Keime vermindern."
Er ist also vielleicht etwas penibler als der Durchschnittsmensch, aber eben gerade dadurch nicht mehr erkältet als alle anderen. Und seine vier Tabletten am Tag, die er bis ans Lebensende einnehmen muss, gehören zum Alltag wie Frühstück oder Zähneputzen.
„Die Entscheidung des Spenders und seiner Angehörigen, Leben zu schenken – und somit etwas zu geben, ohne dafür unmittelbar eine Gegenleistung zu erwarten - ist heute nicht selbstverständlich, das ist mir bewusst, und immer gegenwärtig. Diese Erfahrung hat mich geprägt und ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit", sagt Lutz Eppendorfer. Nach rund einem Vierteljahrhundert mit einem transplantierten Organ empfiehlt er, nicht nur den Organempfängern, sondern jedermann: „Gehen Sie achtsam mit sich um; achten Sie auf regelmäßige Bewegung, auf gesunde Ernährung und Ausgewogenheit. Ihr Körper wird es Ihnen danken."
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