Meist wird Ihr Kind von Ihrem Kinderarzt in unsere Klinik mit „Verdacht auf
Appendizitis" eingewiesen. Der erste Kontakt mit uns findet dann entweder in
unserer Kinderchirurgischen Poliklinik oder in der Notfallambulanz
statt. Hier untersuchen wir Ihr Kind gründlich und führen eine Urinuntersuchung,
sowie eine Blutabnahme durch (zur Untersuchung der weißen Blutkörperchen und
einem Entzündungsprotein, was die Leber produziert (sog. „CRP"-Wert)). Ferner
untersuchen wir den Bauch mittels Ultraschall.
Sollte die Symptomatik ganz akut
sein und sich der Verdacht auf Blinddarmentzündung bestätigen, werden wir Ihr
Kind zeitnah operieren. Bei leichteren oder unklaren Fällen kann jedoch auch
noch etwas abgewartet werden. Dann nehmen wir Ihr Kind stationär auf, verordnen
Bettruhe und kontrollieren regelmäßig die Blutwerte, um eine voranschreitende
Entzündung rechtzeitig zu erkennen und dann ggf. doch noch zu operieren.
Die Operation (Blinddarmentfernung =
Appendektomie)
Die Blinddarmentfernung erfolgt bei uns
ausschließlich und unabhängig vom Alter laparoskopisch (= über eine
Bauchspiegelung). Dies kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen.
Appendektomie mit drei Trokaren
(„Multitrokar-Appendektomie")
Hierbei bringt der Kinderchirurg
am Bauchnabel einen kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen
(Trokar) in den Bauchraum führt. Durch den Trokar wird Luft in den Bauchraum
geblasen und eine Kamera eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit kann der ganze
Bauch inspiziert werden.
Unter Sicht werden dann zwei weitere Arbeitskanäle
(Trokare) in den Bauch eingebracht. Der Blinddarm wird aufgesucht und die
zuführenden Blutgefäße mit einem elektrischen Häkchen verschlossen. Über das
untere Ende des Blinddarms (Basis) legt der Operateur zwei Schlingen und zieht
diese zu. Über diesen Schlingen wird der Binddarm dann abgetrennt. Es verbleibt
ein kleiner Blinddarm-Stumpf. Der abgetrennte Blinddarm wird entweder direkt
über den Trokar am Bauchnabel entfernt oder (wenn er z.B. sehr verdickt ist) in
einen speziellen Plastikbeutel verbracht und dann durch den Bauchnabel
herausgezogen. Danach wird der kleine Hautschnitt am Bauchnabel und die beiden
kleinen Hautschnitte im Unterbauch wieder verschlossen.
Laparoskopische Appendektomie
Abb. 1: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Man
erkennt den entzündeten Blinddarm, der mit der linken Fasszange gehalten wird. | |
Abb. 2: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Die
zuführenden Blutgefäße werden mit einem elektrischen Häkchen „verkocht". | |
Abb. 3+4+5: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung).
Über das untere Ende des Blinddarms (Basis) legt der Operateur zwei Schlingen
und zieht diese zu. Über diesen Schlingen wird der Binddarm dann abgetrennt. Es
verbleibt ein kleiner Blinddarm-Stumpf. | |
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Abb. 6: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Der
abgetrennte Blinddarm wird direkt über den Trokar am Bauchnabel entfernt. | |
Appendektomie über nur einen Zugang am Bauchnabel
(Synonyme:
„Single-incision Appendektomie", SILS, „Single-port
Appendektomie")
Bei dieser Operationsmethode bringt der
Kinderchirurg über den Bauchnabel einen speziellen Trokar (sog. „SILS-port") in
den Bauch ein. Der SILS-port besteht aus einer flexiblen Gummihülse mit 3
Öffnungen zur Einbringung der laparoskopischen Instrumente.
Das Prinzip der
Appendektomie ist hierbei dieselbe wie bei der Blinddarmentfernung mit drei
Trokaren mit dem einzigen Unterschied, dass die zusätzlichen Trokare bzw.
Hautschnitte entfallen. Da man nach der Operation "nur noch" den Hautschnitt in
der Mitte im Bauchnabel sieht, wird diese Methode von manchen Autoren auch als "narbenlose" Chirurgie bezeichnet. Genau genommen verbleibt dennoch eine Narbe,
nur ist sie meist kosmetisch etwas weniger prominent bzw. sichtbarer als bei der
Appendektomie mit drei Trokaren.
SILS Appendektomie
Abb. 7: „Single-Incision" bzw. „SILS-Appendektomie" mit
„SILS-port". Dieser spezielle Trokar wird über den Bauchnabel in den Bauchraum
eingebracht. Der entzündete Blinddarm wird über diesen einzigen Port im Bauch
präpariert, abgetrennt und entfernt. | |
Abb. 8: Blick in den SILS-Port vor einbringen der Instrumente.
Man blickt durch den Bauchnabel in den Bauchraum. | |
Abb. 9: Kosmetisches Ergebnis nach Single-Incision (SILS)
Appendektomie (Quelle: Lacher et al. J Laparoendosc Adv Surg Tech A. 2012
Jul;22(6):604-8). | |
Beide Verfahren werden in unserer Klinik mit einer hohen
Patientenzufriedenheit angewandt. Welches Verfahren bei Ihrem Kind am ehesten
geeignet ist, besprechen wir mit Ihnen vor der Operation im Rahmen des
ausführlichen chirurgischen Aufklärungsgesprächs.
Nach dem Eingriff verbleibt Ihr Kind zunächst noch im Aufwachbereich, wo Sie
jedoch bereits wieder am Bett sitzen können. Danach erfolgt die Verlegung auf
die Normalstation. Wenige Stunden nach der Operation kann Ihr Kind meistens
bereits wieder erste Nahrung zu sich nehmen. Nach einer unkomplizierten
Appendektomie ist in der Regel ein 2 bis 3 Tage andauernder stationärer Aufenthalt
im Krankenhaus ausreichend. Falls der Blinddarm durch die Entzündung bereits
durchgebrochen war (sog. „perforierte Appendizitis") muss Ihr Kind noch für 7 bis 10
Tage im Krankenhaus bleiben und antibiotisch behandelt werden und kann erst
danach entlassen werden.