Diagnostik
Zunächst wird in der Klinik der Bauch des Neugeborenen geröntgt. Da sich nach
der Geburt der Magen- und Darmtrakt des Neugeborenen mit Luft füllt, entstehen
zwei Luftblasen im Magen und im Zwölffingerdarm, was als die sogenannte
Doppel-Blase (engl. „double-bubble", Abb. 1) bezeichnet wird.
Abb. 1: Röntgenabdomenleeraufnahme mit doppeltem Spiegel
(Luft=schwarz) Duodenalatresie | |
Da Neugeborene mit einer Duodenalatresie nach dem Trinken erbrechen, wird ihnen
ein dünner Schlauch aus Silikon („Magensonde") durch die Nase eingeführt. Damit
werden die Sekrete (Speichel, Magensaft, Dünndarmsekret), die wegen der
Fehlbildung des Zwölffingerdarms nicht in den weiteren Dünndarm fließen können,
nach außen abgeführt.
Therapie
Die Operation ist international einheitlich. Der vor der Atresie liegende und
darum auch überdehnte Teil des Zwölffingerdarms wird mit dem hinter dem
fehlenden Darmabschnitt liegenden sehr schmalen Teil verbunden. Dabei gleicht
der Kinderchirurg die unterschiedliche Weite der beiden Darmanteile operativ an.
Die Operation kann offen über einen Bauchschnitt oder über eine Bauchspiegelung
(laparoskopisch und damit minimalinvasiv) durchgeführt werden. Über die Vor- und
Nachteile beider Verfahren klärt Sie der Kinderchirurg vor der Operation
auf.
Offene Operation
Bei der offenen
(konventionellen) Operationstechnik setzt der Kinderchirurg einen quer über den
Oberbauch verlaufenden Schnitt von einigen Zentimetern. Dann werden die
Bauchorgane auf weitere Fehlbildungen untersucht. Die beiden Teile des
Zwölffingerdarms werden freigelegt. Der obere Teil wird quer, der untere Anteil
längs eingeschnitten (Abb. 2).
Abb. 2: Duodeno-Duodenostomie bei Duodenalatresie mit Pancreas
anulare. a Schnittführung. b Diamantförmige Anastomose (Quelle: von
Schweinitz/ Ure. Lehrbuch „Viszerale und Allgemeine Chirurgie des Kindesalters",
Springer-Verlag, 2009) | |
Anschließend näht der Kinderchirurg die beiden Teile zusammen. Diese Verbindung
nennt man Anastomose oder im Falle der Duodenalatresie Duodenoduodenostomie. Die
Naht hat die Form einer Raute oder eines Diamants und besteht aus resorbierbarem
Material. Die Fäden müssen später nicht mehr gezogen werden. Die Narbenbildung
ist von der individuellen Veranlagung abhängig. Da der Schnitt die sogenannten
Spaltlinien der Haut berücksichtigt, sind die Narben später oft weniger
sichtbar, als erwartet.
Minimalinvasive Operation
Bei
der minimalinvasiven Operationstechnik bringt der Kinderchirurg im Bauchnabel
einen kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen (Trokar) in den
Bauchraum führt. Durch den Trokar wird Luft in den Bauchraum geblasen und eine
Kamera eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit kann der ganze Bauch inspiziert
werden. Die Operation folgt demselben Prinzip wie beim offenen Verfahren, nur
dass statt des Oberbauchquerschnitts drei weitere Arbeitskanäle (Trokare) in den
Bauch eingebracht werden. Die beiden Teile des Zwölffingerdarms werden, wie beim
offenen Verfahren, freigelegt und zusammengenäht (Abb. 3 - 5).
Abb. 3: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Man
erkennt am linken und oberen Bildrand die Leber und am rechten Bildrand durch
die laparoskopische Fasszange gehalten den oberen Teil des Zwölffingerdarms
(„Duodenums"), der freigelegt wird. | |
Abb. 4: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Man
sieht nach Eröffnen des oberen Teils der mit zwei Fasszangen gehalten wird ins
Lumen des Bildsacks des Zwölffingerdarms. Oben am Bildrand befindet sich die
Leber. | |
Abb. 5: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Man
erkennt den Zustand nach Eröffnen des unten Teils des Zwölffingerdarms, der mit
Haltefäden fixiert wird, vor der Vereinigung („Anastomose") der beiden
Darmanteile. | |
Da beim minimalinvasiven Verfahren der Hautschnitt entfällt, ist das kosmetische
Ergebnis besser als beim offenen Vorgehen.
Doch nicht alle Kinder können
minimalinvasiv operiert werden. Die Operationstechnik ist abhängig von Faktoren
wie dem Geburtsgewicht oder weiteren Fehlbildungen (wie zum Beispiel
Herzfehler). Auch kann es sein, dass der Kinderchirurg aus technischen Gründen,
wenn zum Beispiel die Übersicht bei der Bauchspiegelung ungenügend ist, zur
offenen Operationstechnik wechseln muss.