Diagnostik
Die erste Kontaktaufnahme
erfolgt immer durch ein ambulantes Informationsgespräch in unserer
kinderchirurgischen Poliklinik (Kontaktdaten siehe unten). Dabei werden die
Möglichkeiten der Behandlung dargestellt und Ihre Fragen ausführlich besprochen.
Bitte bringen Sie zum ersten ambulanten Informationsgespräch alle bereits
vorliegenden Untersuchungsergebnisse mit.
Bei V.a. gastrointestinale
Blutung oder sichtbarem Blutabgang aus dem After führen wir eine
Blutuntersuchung zur Bestimmung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) durch. Die
Diagnose eines Meckel Divertikels kann mit absoluter Sicherheit nur
mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) bestätigt oder ausgeschlossen
werden. Es besteht zwar die Möglichkeit, eine versprengte Magenschleimhaut im
Divertikel durch eine nuklearmedizinische Untersuchung mit Röntgenstrahlen
(Szintigrafie mit Natriumpertechnetat 99mTc bzw. „Meckel Scan") nachzuweisen.
Diese hat jedoch nur eine geringe Treffsicherheit und hilft uns bei der
Entscheidung, ob wir eine Bauchspiegelung durchführen müssen, nicht weiter.
Daher führen wir in unserer Klinik keine Szintigraphie zur Diagnose
eines Meckel Divertikels durch.
Die Indikation zur Operation ist gegeben, wenn wir vermuten, dass Ihr Kind
ein Meckel-Divertikel hat, was klinische Beschwerden macht (z.B. Blutung in den
Dünndarm, Entzündung, Invagination oder Darmverschluss).
Therapie
Die Laparoskopie und ggf.
Entfernung des Meckel-Divertikels (Meckel-Divertikulektomie) kann auf zwei
verschiedene Arten erfolgen: Als „multitrokar Laparoskopie" und
als Laparoskopie mit nur einem Trokar
(„Single-Port-Laparoskopie"). Welches Verfahren bei Ihrem Kind
das Beste ist, werden wir vor der Operation in Ruhe mit Ihnen besprechen.
Laparoskopie mit drei Trokaren („Multitrokar-
Laparoskopie")
Hierbei bringt der Kinderchirurg am Bauchnabel einen
kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen (Trokar) in den Bauchraum
führt. Durch den Trokar wird Luft in den Bauchraum geblasen und eine Kamera
eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit kann der ganze Bauch inspiziert werden.
Unter Sicht werden dann zwei weitere kleine (0,3 cm) Schnitte an der Bauchdecke
gesetzt und weitere Arbeitskanäle (Trokare) in den Bauch eingebracht. Der
gesamte Dünndarm kann nun auf das Vorhandensein eines Meckel-Divertikels
untersucht werden. Auch können mit der Laparoskopie weitere mögliche Diagnosen
ausgeschlossen werden (Blinddarminfektion, Eierstockzyste, o.ä.). Sollte ein
Meckel-Divertikel gefunden werden, kann dies zum einen mit einem mechanischen
Klammernahtgerät abgetrennt und über den Bauchnabel herausgezogen werden. Zum
anderen kann man auch die gesamte Dünndarmschlinge, von der das
Meckel-Divertikel ausgeht, durch den Bauchnabel vor die Bauchdecke ziehen und
außerhalb des Körpers entfernen. Der dann entstehende Defekt in der Darmwand
wird anschließend wieder zugenäht, bevor die Darmschlinge wieder in den Bauch
zurückgesteckt wird.
Abb. 2: Ansicht von innen (Laparoskopie=Bauchspieglung). Man
sieht rechts im Bild eine Dünndarmschlinge. Nach links oben im Bild laufend
erkennt man ein Meckel-Divertikel. | |
Abb. 3: Ansicht von außen. Im Rahmen der Bauchspieglung
(Laparoskopie) wurde das Meckel-Divertikel aufgesucht und die entsprechende
Dünndarmschlinge vor die Bauchdecke gezogen. Die Pinzette hält ein
Meckel-Divertikel, welches sich entzündet hat (Meckel-Divertikulitis). | |
Abb. 4: Ansicht von außen. Im Rahmen der Bauchspieglung
(Laparoskopie) wurde das Meckel-Divertikel aufgesucht und die entsprechende
Dünndarmschlinge vor die Bauchdecke gezogen. Die Pinzette hält ein
Meckel-Divertikel, welches an seiner Spitze versprengte (ektope) Schleimhaut
enthält. | |
Abb. 5+6: Ansicht von außen. Im Rahmen der Bauchspieglung
(Laparoskopie) wurde das Meckel-Divertikel aufgesucht und die entsprechende
Dünndarmschlinge vor die Bauchdecke gezogen. Nach Entfernung des
Meckel-Divertikels wird der entstandene Defekt wieder zugenäht. (Quelle Abb.
6: Operative Pediatric Surgery, 6th edition, L.Spitz & A.G. Coran,
2006) | |
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Laparoskopie über nur einen Zugang am Bauchnabel
(Synonyme:
„Single-incision Laparoskopie", SILS, „Single-port
Laparoskopie")
Bei dieser Operationsmethode bringt der Kinderchirurg
über den Bauchnabel einen speziellen Trokar (sog. „SILS-port") in den Bauch ein.
Der SILS-port besteht aus einer flexiblen Gummihülse mit 3 Öffnungen zur
Einbringung der laparoskopischen Instrumente. Das Prinzip der
Laparoskopie ist hierbei dieselbe wie bei der
Laparoskopie mit drei Trokaren mit dem einzigen Unterschied,
dass die zusätzlichen Trokare bzw. Hautschnitte entfallen. Da man nach der
Operation „nur noch" den Hautschnitt in der Mitte im Bauchnabel sieht, wird
diese Methode von manchen Autoren auch als „narbenlose" Chirurgie bezeichnet.
Genau genommen verbleibt dennoch eine Narbe, nur ist sie meist kosmetisch etwas
weniger prominent bzw. sichtbarer als bei der Operation mit
drei Trokaren.
Abb. 6+7: Laparoskopie mittels „SILS-port". Dieser spezielle
Trokar wird über den Bauchnabel in den Bauchraum eingebracht. Das
Meckel-Divertikel kann über diesen einzigen Port entweder im Bauch mittels
Klammernahtgerät abgetrennt und dann über den SILS-Port herausgezogen werden. Es
kann aber auch die betreffende Dünndarmschlinge, an der das Meckel-Divertikel
hängt, durch den SILS-Port nach aussen gezogen und dort entfernt werden
(Quelle Abb. 6: Operative Pediatric Surgery, 6th edition, L.Spitz & A.G.
Coran, 2006) | |
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Abb. 8: Blick in den SILS-Port vor einbringen der Instrumente.
Man blickt durch den Bauchnabel in den Bauchraum. | |
Beide Verfahren werden in unserer Klinik mit einer hohen Patientenzufriedenheit
angewandt. Welches Verfahren bei Ihrem Kind am ehesten geeignet ist, besprechen
wir mit Ihnen vor der Operation im Rahmen des ausführlichen chirurgischen
Aufklärungsgesprächs.
Nach dem Eingriff verbleibt Ihr Kind zunächst noch im
Aufwachbereich, wo Sie jedoch bereits wieder am Bett sitzen können. Danach
erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wenige Stunden nach der Operation
kann Ihr Kind meistens bereits wieder erste Nahrung zu sich nehmen. Nach einer
unkomplizierten Meckel-Divertikulektomie ist in der Regel ein
2 - 4 Tage andauernder stationärer Aufenthalt im Krankenhaus ausreichend.