Bei Neugeborenen fällt der Nabelschnurrest zwischen dem 3. und 10. Lebenstag
ab. Danach entsteht eine (trockene) Narbe in der Mitte des Bauchs (= Nabel). Bei
einigen Kindern trocknet der Nabel jedoch nicht aus, man beobachtet eine mehr
oder weniger starke Sekretion meist klarer Flüssigkeit aus dem Nabel noch Wochen
nach Abfall des Nabelschnurrestes.
Mögliche Ursachen:
- Nabelentzündung
- Nabelgranulom
- Persistenz des Ductus urachus
- Persistenz des Ductus
omphaloentericus
Dem nässenden Bauchnabel können verschiedene angeborene und erworbene
Ursachen zugrunde liegen. Zu den erworbenen Ursachen zählt die
Nabelentzündung (sog. Omphalitis durch Bakterien, eher ein
typisches Krankheitsbild in Entwicklungsländern) oder das
Nabelgranulom. Unter letzterem versteht man eine
Gewebswucherung an der Basis der abgeklemmten Nabelschnur.
Zu den angeborenen Ursachen zählen Verbindungen vom Bauchnabel zu inneren
Organen, die im Rahmen der Entwicklung des Kindes vor der Geburt
natürlicherweise vorliegen. Normalerweise bildet sich diese Verbindung
spätestens nach der Geburt zurück und es verbleibt lediglich ein bindegewebiger
verschlossener Strang. Unter einer Persistenz des sogenannten
„Urachus" versteht man eine Fehlbildung, bei der sich der
zwischen Bauchnabel und Harnblase liegende Abschnitt des
„Allantois" nicht vollständig zurückbildet. Abhängig davon, in
welchem Ausmaß der Allantois bestehen bleibt (persistiert) spricht man von
Urachussinus, Urachuszyste, Urachusdivertikel und
Urachusfistel (Abb. 1). Liegt eine Urachusfistel vor, führt dies zu dem
typischen Bild eines nässenden Bauchnabels mit Austritt von klarer Flüssigkeit,
wobei es sich in diesem Fall um Urin handelt.
Abb. 1: Persistenz des sogenannten „Urachus".
Bei dem Urachussinus findet sich ein vom Nabel ausgehender
Gang, der blind endet und KEINE Verbindung zur Harnblase hat. Die
Urachusfistel ist der eigentliche „peristierende Urachus", bei
dem Harnblase und Nabel über einen Gang (Urachus) verbunden sind und Urin aus
dem Bauchnabel austritt. Bei der Urachuszyste ist dieser Gang
teilweise verschlossen, zurück bleibt eine „abgekapselte" Flüssigkeitshöhle
(=Zyste). Das Urachusdivertikel ist lediglich eine Aussackung
der Harnblasenwand, es tritt hier kein Urin aus dem Bauchnabel aus
(modifiziert nach „Operative Pediatric Surgery", 6th edition, L.Spitz &
A.G. Coran, 2006). | |
Unterbleibt dieser spontane Verschluss des in der Embryonalentwicklung
angelegten Ganges zwischen Dünndarm und Nabel (Rest des sog. Embryonalen
Dottergangs bzw. Ductus omphaloentericus) (Abb. 2)
kann es sein, dass sich Stuhl über den Bauchnabel entleert.
Abb. 2: Bei ausbleibender Rückbildung besteht der Ductus
omphaloentericus nach der Geburt weiter. Dann kann Dünndarminhalt über diesen
Gang aus dem Bauchnabel austreten. (Rest des sog. Embryonalen Dottergags bzw.
Ductus omphaloentericus) (modifiziert nach „Operative Pediatric Surgery",
6th edition, L.Spitz & A.G. Coran, 2006). | |
Zur Diagnostik bei einem nässenden Bauchnabel gehört neben der körperlichen
Untersuchung in der Regel auch die Ultraschalldiagnostik. Diese kann eventuell
Verbindungen zu inneren Organen aufzeigen. Daneben kann die Untersuchung des
Sekrets auf harnpflichtige Substanzen Hinweise darauf liefern, dass es sich bei
dem Sekret zum Beispiel um Urin handelt, welches entsprechend aus der Blase
kommen muss, was nur über einen Urachus möglich ist.
Eine Omphalitis wird mit Antibiotika behandelt, das Nabelgranulom durch
lokale Ätzung mit Silbernitrat oder bei größeren Granulomen durch operative
Entfernung. Bei Resten des Ductus omphaloentericus oder Urachus muss der
Bauchnabel im Rahmen einer Operation untersucht und der persistierende Gang bis
zum Übergang in das Blasendach bzw. Dünndarm dargestellt und verschlossen
werden.