Sie sind hier: Skip Navigation LinksKlinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie

Tumorerkrankungen

​Um den höchsten Standard der Behandlung garantieren zu können, ist uns die Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen ebenso wichtig, wie die fortwährende Anpassung des Therapieregimes an internationale wissenschaftliche Fortschritte. Das individuelle Behandlungskonzept wird daher unter Mitarbeit von Kollegen verschiedener Fachrichtungen (Dermatologie, Onkologie, Innere Medizin, Radiologie, Strahlentherapie, u.U. Kinderklinik) in einer Tumorkonferenz entwickelt. Zudem soll eine enge Zusammenarbeit mit Sozialmedizinern und Psychologen den Umgang mit der Diagnose einer bösartigen Tumorerkrankung erleichtern.

Aufgrund der exponierten Lage der Tumoren messen wir der plastisch-ästhetischen Rekonstruktion des Behandlungsgebietes besondere Bedeutung bei. Die rekonstruktiven Maßnahmen nehmen dementsprechend im Rahmen des Behandlungskonzeptes großen Raum ein (siehe auch plastisch-rekonstruktive Gesichtschirurgie und Dermatochirurgie). Im Anschluss an die eigentliche Tumortherapie soll die weiterführende regelmäßige Betreuung in unserer Tumorsprechstunde helfen, Probleme und Rückfälle frühzeitig zu erkennen und Raum für Rückfragen geben.

Grundsätzlich können sich Tumore aus jedem Gewebetyp der Kopf-Hals-Region entwickeln. Die Unterscheidung zwischen gutartigen (benignen) und bösartigen (malignen) Tumoren ist für die Therapie höchst relevant. Während gutartige Tumore durch ihr Wachstum eine Kapsel bilden und umliegendes Gewebe verdrängen, wachsen bösartige Tumore zerstörend in das Gewebe ein und können im weiteren Verlauf über Blut- und Lymphgefäße Metastasen (Tochtergeschwülste) setzen.

Bei gutartigen Tumoren ist somit das vorsichtige Herauslösen unter Schonung umliegender Gewebe (wie Nerven und Gefäßen) normalerweise möglich, ohne dass größere Komplikationen zu erwarten sind. Im Gegensatz dazu werden bösartige Tumore mit einem tumorspezifischen Sicherheitsabstand möglichst im gesunden Gewebe entfernt und zusätzlich eine Entfernung der Lymphabflusswege durchgeführt, um einem Rezidiv (Wiederauftreten des Tumors) und Metastasen vorzubeugen. Selbstverständlich hat für uns eine organerhaltende und gewebeschonende Operation eine hohe Priorität. Zusätzlich kann in fortgeschrittenem Stadium eine Bestrahlung der Tumorregion und der Lymphknotenstationen in Kooperation mit der Klinik für Strahlentherapie in Erwägung gezogen werden.

Tumoren der Mundhöhle und der Speicheldrüsen

​Der häufigste bösartige Tumor des Kiefer- / Gesichtsbereiches ist das Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle, das mit weltweit 7,9  Prozent bei Männern und 3,9 Prozent bei Frauen an vierter bzw. achter Stelle der Tumormanifestationen steht. In den letzten 30 Jahren konnte eine kontinuierliche Zunahme der Erkrankungshäufigkeit und eine Verschiebung des Altersgipfels von der 7. in die 6. Lebensdekade beobachtet werden. Außerdem sind immer häufiger auch sehr junge Menschen von einem Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle betroffen. Männer erkranken etwa 3-mal häufiger als Frauen.

Bekannt ist der in vielen Studien nachgewiesene Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Mundhöhlenkarzinomen und starkem Rauchen oder ausgeprägtem Alkoholgenuss. Darüber hinaus scheint der gleichzeitige Tabak- und Alkoholkonsum den Effekt zu verstärken, so dass bei diesen Patienten die Erkrankungshäufigkeit um mehr als das 10-fache erhöht ist, und sich die Tumoren deutlich früher manifestieren. Auch eine chronische Entzündung der Mundschleimhaut, wie sie z. B. in Folge einer nicht ausreichenden Mundhygiene oder wiederkehrender Schleimhautverletzungen durch scharfe Zahn- und Füllungskanten auftreten kann, ist ein Risikofaktor für die Entstehung eines solchen bösartigen Tumors. Vor allem bei jüngeren Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Mundschleimhaut lässt sich allerdings häufig keiner der genannten Risikofaktoren nachweisen. Hier können Viren im Mundraum einen Einfluss haben. Neben den Plattenepithelkarzinomen treten weitaus seltener auch Tumoren der Speicheldrüsen, des Bindegewebes (z. B. Sarkome) und anderer Strukturen in der Mundhöhle auf.

Grundsätzlich gilt jedes Geschwür der Mundhöhle, das nicht innerhalb von 14 Tagen mit einer lokalen Behandlung zur Abheilung zu bringen ist, als verdächtig und sollte einer fachärztlichen Untersuchung zugeführt werden. Zur Frühdiagnostik von bösartigen Mundschleimhautveränderungen wurde in unserer Klinik ein Untersuchungsverfahren entwickelt, bei dem man mittels Bürstenabstrich der verdächtigen Läsion erste Hinweise auf das Vorliegen eines Tumors erhalten kann.

Besteht der dringende Verdacht auf ein Mundschleimhautkarzinom, ist eine fortführende Diagnostik erforderlich, die eine Magnetresonanztomographie oder Computertomographie der Kopf- / Halsregion, eine Ultraschalluntersuchung der Halslymphknoten und Bauchorgane sowie eine Röntgenthoraxaufnahme beinhaltet. Außerdem erfolgt die Entnahme einer Gewebeprobe zur feingeweblichen Untersuchung.

Die Behandlung von bösartigen Erkrankungen der Mundhöhle und der Speicheldrüsen richtet sich nach den Leitlinien des AWMF, der DÖSAK (Deutsch Österreichisch Schweizerischer Arbeitskreis für Tumoren des Kiefer- und Gesichtsbereiches) sowie der DGMKG (Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie) und ist abhängig von der Art des Tumors, der Lokalisation, der Tumorgröße, dem Befall der Lymphknoten und anderen Organe (Metastasen) und dem Allgemeinzustand des Patienten.

Therapie der ersten Wahl beim Mundhöhlenkarzinom ist die operative Behandlung. Erst an zweiter Stelle steht die Strahlentherapie. Häufig ist jedoch ein multimodales Therapiekonzept erforderlich. Die operative Behandlung von Tumoren des Kiefer- / Gesichtsbereiches stellt hohe Anforderungen, da auf Grund der exponierten Lage die Erhaltung von Funktion und Ästhetik mehr als in anderen Körperregionen von Bedeutung ist. In unserer Klinik besitzt daher die funktionelle und ästhetische Rehabilitation der Patienten neben der sicheren operativen Entfernung des Tumors einen hohen Stellenwert.

Vor allem durch den Einsatz der rekonstruktiven Mikrochirurgie ist es uns heute möglich, auch große Tumordefekte gut zu versorgen. Unser kieferchirurgisches Repertoire umfasst dabei neben verschiedenen Verfahren des mikrochirurgischen Gewebeersatzes und der lokalen plastischen Rekonstruktion auch die dentale Implantologie, um eine kaufunktionelle Rehabilitation zu erreichen.

Bei der Betreuung unserer Patienten legen wir großen Wert auf ein ganzheitliches Behandlungskonzept, dass unter anderem auch eine logopädische und ernährungsmedizinische Mitbetreuung beinhaltet. Eine enge Zusammenarbeit besteht außerdem mit dem Bereich für Chirurgische Prothetik und Epithetik der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde bei der individuellen zahnärztlichen Versorgung.

Tumoren der Haut

​Ein weiterer Schwerpunkt unserer Klinik besteht in der Behandlung von Tumoren der äußeren Gesichtshaut einschließlich der Lippe. Die Ursache gutartiger Neubildungen der Haut ist meist unklar, bei bösartigen Tumoren spielen UV-Strahlen die Hauptrolle.

Das Basaliom stellt den häufigsten bösartigen Tumor der Gesichtshaut dar und betrifft pro Jahr ca. 50 von 100 000 Menschen, wobei die Erkrankungshäufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Bei ungünstigem Verlauf können diese Tumoren mit einer erheblichen Gewebezerstörung einhergehen, was im Gesichtsbereich nicht selten zu funktionellen Einschränkungen und einer starken ästhetischen Beeinträchtigung führt.

Neben den Basaliomen treten auch andere Tumorentitäten (z. B. Plattenepithel-karzinome, Melanome) im Bereich des Gesichtes auf. Auch hier ist vor Einleitung einer individuellen, spezifischen Therapie zunächst eine entsprechende Diagnostik ggf. unter Mitarbeit von Dermatologen oder Augenärzten (z. B. bei Befall der Augenlider) erforderlich. Im Rahmen der kieferchirurgischen Tumortherapie konnten wir in den letzten Jahren an unserer Klinik die Entfernung des so genannten Wächterlymphknotens (Sentinel Lymphknoten) als neues diagnostisches Verfahren etablieren. Dabei erfolgt die selektive Entfernung der lokalen Lymphknoten, die die Lymphflüssigkeit aus dem Tumorareal filtern. Mit Hilfe dieses in anderen Fachgebieten (Gynäkologie, Dermatologie) bereits routinemäßig eingesetzten Verfahrens sind wir in der Lage frühe Tumorabsiedlungen in den regionalen Lymphknoten zu erkennen. Dadurch ist es bei bestimmten Tumorentitäten möglich geworden, auf eine vollständige prophylaktische Ausräumung der Halslymphknoten zu verzichten.

Die Therapie der Wahl stellt auch bei Hauttumoren die operative Entfernung der Neubildung dar. Die Defekte lassen sich in der Regel mit lokalen Lappenplastiken versorgen.

Auch hier ist es unser besonderes Anliegen, eine optimale Wiederherstellung der Ästhetik zu erreichen. In seltenen Fällen ist bei sehr ausgedehnten Defekten eine Rekonstruktion mit Hilfe eines mikrochirurgischen, gefäßanastomosierten Hauttransplantates nötig. In besonderen Situationen (z. B. tumorbedingter Verlust des Auges oder der Nase) kommen auch epithetische Rekonstruktionsverfahren zum Einsatz.

Tumoren der Augenhöhle und der Schädelbasis

​Hier erfolgt ein interdisziplinäres Vorgehen gemeinsam mit den Kollegen der Augenklinik, der Neurochirurgie und der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, um eine optimale Versorgung gewährleisten zu können.

Schwerpunkt der kieferchirurgischen Tätigkeit im Rahmen des Zentrums für Schädelbasischirurgie und des Tumorzentrums am Uniklinikum Leipzig bildet auch hier die Rekonstruktion von tumorbedingten Gewebedefekten mit Lappenplastiken, mikrochirurgischen Transplantaten und ggf. die Insertion von Implantaten, um eine spätere magnetfixierte epithetische Versorgung zu ermöglichen.

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