Bei der Invagination (Synonym: Intussuszeption) des Darmes
stülpt sich ein Darmabschnitt teleskopartig der Längsachse
folgend in einen anderen Darmabschnitt ein. Hierbei kann es
durch Störungen in der Blutversorgung der Darmwand zu einem
Darmverschluß (Ileus) kommen. Den eingestülpten
Darmteil bezeichnet man dabei als Invaginat (Abb. 1). Die Invagination
verläuft meist in Richtung des Nahrungstransportes, d.h. der Darm stülpt sich in
der Richtung seiner normalen wellenförmigen Transportbewegungen ein.
Abb. 1: Darstellung einer Dünndarm-Dünndarm-Invagination. Der
Darm stülpt sich teleskopartig in den davorliegenden Darmabschnitt ein | |
Die Invagination betrifft hauptsächlich Säuglinge und Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr. Jungen sind dreimal häufiger betroffen als Mädchen. Zumeist liegt als Ursache eine Störung der normalen Darmbewegung vor, wie z.B. typischerweise im Anschluss an einen Magen-Darm-Infekt.
Wenn eine Invagination jenseits des zweiten Lebensjahres auftritt, kann oft eine andere Ursache gefunden werden. Hierbei wird die Darmbewegung durch einen Lymphknoten, ein Meckel-Divertikel, einen Darmpolypen oder eine Darmduplikatur behindert.
Die Formen der Invagination werden entsprechend der beteiligten Darmabschnitte bezeichnet:
- Ileo-ileale Invagination: Dünndarm stülpt sich in Dünndarm ein
- Ileo-colische Invagination: Dünndarm stülpt sich in den Dickdarm ein (häufigste Form im Kindesalter, über 80 %) (Abb. 2)
- Colicale Invagination: Dickdarm stülpt sich in Dickdarm ein (selten)
Abb. 2: Sogenannte „Ileo-colische Invagination". Der letzte
Abschnitt des Dünndarms (terminales Ileum) stülpt sich in den ersten Abschnitt
des Dickdarms (Zökum) ein. Die Spitze des Invaginats wird Invaginat-„Kopf"
genannt. Dieser kann bis in den absteigenden Dickdarm (Colon descendens) oder
auch darüber hinaus reichen. | |
Die klinischen Symptome der betroffenen Kinder können aus
vollständiger Gesundheit auftreten. Häufig liegen jedoch bereits vorher
die Zeichen eines Magen-Darm Infektes (Durchfall und Erbrechen, ggf. Fieber)
vor. Zusätzlich treten dann plötzlich eintretende krampfartige
Bauchschmerzen, Erbrechen und auffallende Blässe auf. Mitunter ist das
Kind zwischendurch für einige Minuten völlig
beschwerdefrei. Bei Säuglingen äußern sich die starken Bauchschmerzen
durch schrilles Schreien und Anziehen der Beine. Später können
im Stuhl blutig-schleimige Auflagerungen auftreten („wie
Himbeergelee"). Manchmal kann eine walzenförmige Verhärtung im Bereich des
rechtsseitigen Bauches tastbar sein.
Die Diagnose wird mittels Ultraschall bestätigt. Die
Therapie besteht zunächst in einem Therapieversuch mittels
sonographiegesteuertem Einlauf. Bei diesem Einlauf wird durch
ein über den After eingeführtes Darmrohr körperwarme Flüssigkeit eingeführt. Im
Ultraschall kann dann bei Erfolg die Ausstülpung des Darmes sichtbar gemacht
werden. Bleibt der Repositionserfolg aus, muss sofort im Anschluss operiert
werden, da durch den Darmverschluss (Ileus) und die zunehmende
Darmwandschädigung die Gefahr eines Durchbrechens (Ruptur) des Darms besteht.