Leipzig. Das Jahr 2025 nähert sich, und viele fassen gute Vorsätze: Mehr Bewegung, weniger Stress, gesündere Ernährung, aufhören mit dem Rauchen. Warum so ein Rauchstopp wichtig ist, dafür kann Dr. Sebastian Krämer, Oberarzt und Privatdozent für Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig und engagiert im Projekt "rauchfreies UKL", mindestens 100 gute Gründe aufführen.
Dr. Krämer, Sie halten Vorträge mit dem Titel "100 Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören". Welche sind das denn alles?
Dr. Sebastian Krämer: 100 - das ist vielleicht ein bisschen plakativ und zugleich führe ich vermutlich dabei nicht mal alle auf. Aber mir ist vor allem eines wichtig: Neben mindestens 99 sachlichen Gründen für eine Tabakentwöhnung gibt es immer den einen ganz persönlichen Grund, der den Einzelnen stark motiviert. Wenn man diesen für sich gefunden hat, klappt es in der Regel fast von allein. Denn dem Erfolg eines rein ärztlichen Anratens, dass es nun wirklich nötig wäre mit dem Rauchen aufzuhören, sind klare Grenzen gesetzt.
Wie sind Ihre Erfahrungen, was könnte ein solcher funktionierender Grund letztlich sein?
Dr. Sebastian Krämer: Wir erleben oft, dass es die Konfrontation mit einer ernsten Erkrankung sein kann. Wenn zum ersten Mal eine schwere Bronchitis auftritt oder ein ernstes "Herzstolpern". Das ist dann der Anlass, die ja durchaus bekannten Gefahren für die Gesundheit nicht mehr zu ignorieren und tätig zu werden.
Es kann aber auch etwas ganz anderes sein. Ein neuer Partner, der oder die nicht raucht. Oder die Geburt von Kindern oder Enkelkindern, die vor dem Passivrauchen geschützt werden sollen. Denn hier hat sich das allgemeine Bewusstsein dafür, dass 'Mitrauchen' alles andere als gut ist, stark gewandelt. Dazu hat sicher auch das zuerst ja sehr kritisierte Rauchverbot in der Gastronomie beigetragen, das inzwischen akzeptiert ist - so wie viele andere sinnvolle Ansätze, zum Beispiel Rauchverbote an öffentlichen Plätzen. Es würde ja jetzt keiner mehr auf die Idee kommen, beispielsweise im Flugzeug zu rauchen. Früher war das eine Selbstverständlichkeit, da wurde dann letztlich erst beim Landeanflug dazu aufgefordert, bitte das Rauchen einzustellen.
Neben der Sorge um Andere oder Angst vor Krankheiten - warum sollte ich dem Glimmstengel abschwören?
Dr. Sebastian Krämer: Zum Beispiel auch einer besseren Lebensqualität wegen. Wer nicht mehr raucht, kann besser riechen und besser schmecken. Das Hautbild wird reiner. Und beim Treppensteigen und Spazierengehen erlebt man sich zunehmend leistungsfähiger.
Neben den gesundheitlichen Vorteilen für den Einzelnen trägt der Rauchstopp auch zum Schutz unserer Umwelt bei. Zigarettenkippen gehören weltweit zu den häufigsten Abfällen, die in der Natur landen. Sie verunreinigen Gewässer, Böden und gefährden Tiere. Zudem werden durch die Tabakproduktion große Flächen landwirtschaftlicher Anbauflächen genutzt, die oft unter umweltschädlichen Bedingungen bewirtschaftet werden. Wer mit dem Rauchen aufhört, hilft also nicht nur, sich selbst zu schützen, sondern auch die Umwelt zu schonen.
Das mag mancher vielleicht als Wohlfühlthemen abtun… welche medizinischen Gründe sind denn aus Ihrer Sicht die gravierendsten?
Dr. Sebastian Krämer: Aus meinem Blickwinkel natürlich zunächst die Vermeidung von Lungenkrebs oder der schweren Lungenschädigung COPD. Unsere Lunge ist ein sehr duldsames Organ. Wir merken erst viel später, wenn wir die Lunge über eingeatmete Schadstoffe der Lunge oft irreversibel geschädigt haben. Dann aber ist der Effekt sehr eindrücklich, denn uns bleibt wortwörtlich die Luft weg.
Selbstredend hat Rauchen einen Einfluss auf unseren gesamten Körper. Die Arterienverkalkung der Herzkranzgefäße bis hin zum Herzinfarkt, die Verengung der Hirngefäße, der Versorgung der Beine, der Bauchorgane - all dies sind ebenso lebensgefährdende Erkrankungen, die durch Rauchen in der Entstehung und im Verlauf begünstigt werden. Übrigens gilt das auch für die Entwicklung von Tumoren des Mundbereichs, der Speiseröhre und sogar der Harnblasen. Das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, erhöht sich bei Rauchern um das Dreifache.
Was würden Sie als Experte den Menschen zum Thema guter Vorsatz Rauchstopp außerdem gern sagen?
Dr. Sebastian Krämer: Rauchen ist eine Sucht, und das Aufhören ist natürlich schwer. Daher ist meine Botschaft: Bereits eine Verringerung der Menge, also jede Zigarette weniger, ist ein Erfolg. Aber natürlich wäre es uns Ärzt:innen am liebsten, alle Rauchenden würden jedem Produkt der Tabakindustrie ganz entsagen. Dass dies geht, zeigen die Erfolge der Rauchfrei-Ambulanz. Also: Trauen Sie sich, starten Sie mit Ihrem Rauchstopp!
Rauchfrei-Ambulanz am Universitätsklinikum Leipzig
Leitung: Dr. Katja Leuteritz
Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am UKL
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