Was die NAKO-Gesundheitsstudie über Ihre Gesundheit verrät – Interview mit Stefan Schwarz, Proband am Leipziger NAKO-Studienzentrum
Seit 2014 nimmt der 59-jährige Schriftsteller und Journalist
Stefan Schwarz als Proband an der NAKO-Gesundheitsstudie teil. Damit
gehört er zu den 10.800 Bürgerinnen und Bürgern aus dem Raum Leipzig,
die zur Basisuntersuchung in die Studie eingeschlossen wurden. Mitte
dieses Jahres ist Stefan Schwarz bereits zur zweiten Folgeuntersuchung
ins Leipziger Studienzentrum gekommen. Auf Grund seiner
Krankheitsgeschichte sind Gesundheitsthemen für ihn ein persönliches
Anliegen. Im Interview verrät er, was ihn dazu motiviert, seit zehn
Jahren regelmäßig ins Leipziger NAKO-Studienzentrum zu kommen, welche
Erkenntnisse er aus der Studie gewonnen hat und warum er der Meinung
ist, dass möglichst viele Menschen an Studien wie der
NAKO-Gesundheitsstudie teilnehmen sollten.
Was hat Sie dazu motiviert, an der NAKO-Gesundheitsstudie teilzunehmen?
Ich
habe mich schon immer für die Vermessung meines Stoffwechsels
interessiert und viel Sport getrieben. Da ist es wichtig zu wissen, wie
der Körper auf verschiedene Belastungen reagiert. Deshalb war die
Teilnahme an der NAKO-Gesundheitsstudie eine wunderbare Gelegenheit für
mich. Abgesehen von meinen persönlichen gesundheitlichen Krisen hat mich
interessiert, welche körperlichen Veränderungen durch den modernen
Lebensstil auf uns zukommen. Das Leben meiner Eltern und Großeltern war
in Bezug auf Ernährung und Bewegung sehr unterschiedlich. Meine
Großeltern sind sehr alt geworden und relativ gesund gealtert. Sie
hatten durch die harte Arbeit auf dem Bauernhof lediglich
Gelenkverschleiß. Meine Eltern hingegen hatten klassische Bürojobs und
haben sich nicht sehr viel bewegt. Mein Vater war dazu noch ein
Kettenraucher, hat sehr viel Alkohol getrunken und mit Mitte 50 seinen
ersten Schlaganfall erlitten. Diese Unterschiede haben mir zu denken
gegeben. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, im hohen Alter in einen
schlechten Gesundheitszustand zu geraten. Außerdem interessiert mich,
wie sich unser Lebensstil langfristig auf unsere Gesundheit auswirkt.
Ich glaube, dass umfassende Datenerhebungen wie die der NAKO viele Leben
retten können.
Was hat Sie davon überzeugt, bis zur dritten Untersuchungsrunde bei der NAKO-Gesundheitsstudie dabei zu bleiben?
Seit
meiner gesundheitlichen Krise geht es mir noch mehr darum, meine
Gesundheit in die Hand zu nehmen. Ich bin nämlich an Knochenmarkkrebs
erkrankt. Während ich vorher nur mild an Gesundheitsthemen interessiert
war, hat es für mich jetzt einen sehr hohen Stellenwert. Jetzt geht es
für mich darum, meinen Körper in den bestmöglichen Zustand zu bringen,
damit ich unter den Bedingungen dieser jetzt noch nicht heilbaren
Krebserkrankung so lange wie möglich arbeiten und ein gutes Leben führen
kann. Zu meinem Wohl und zum Wohl meiner Angehörigen.
„Die
NAKO Gesundheitsstudie teilt viele ihrer Erkenntnisse mit den
Teilnehmenden. Es geht nicht nur darum, Daten zu sammeln. Wir
Probandinnen und Probanden erhalten wertvolle Informationen über unseren
Gesundheitszustand, wie zum Beispiel den Body-Mass-Index, den
Körperfettanteil oder die Handgreifkraft.“
Welche Erkenntnisse haben Sie durch die NAKO-Gesundheitsstudie erlangt?
Die
NAKO-Gesundheitsstudie teilt viele ihrer Erkenntnisse mit den
Teilnehmenden. Es geht nicht nur darum, Daten zu sammeln. Wir
Probandinnen und Probanden erhalten wertvolle Informationen über unseren
Gesundheitszustand, wie zum Beispiel den Body-Mass-Index, den
Körperfettanteil oder die Handgreifkraft. Besonders hilfreich finde ich
die Bioimpedanzanalyse, die Aufschluss darüber gibt, wie viel Fett und
Muskelmasse der Körper enthält. Solche Untersuchungen könnten in Zukunft
helfen, den Fokus des Gesundheitssystems von der Krankheitsbehandlung
auf die Gesundheitsvorsorge zu verschieben. Viele Krankheiten, auch
meine, könnten bereits Jahre im Voraus durch einfache Bluttests erkannt
werden, was die Belastung des Gesundheitssystems deutlich reduzieren
würde.
Wieso sollten Bürgerinnen und Bürger an Studien wie der NAKO-Gesundheitsstudie Ihrer Meinung nach teilnehmen?
Die
NAKO-Gesundheitsstudie hat den Vorteil, dass sie eine amtliche Studie
ist, der wir vertrauen können. Wir geben durch die Verwendung unseres
Smartphones bereits so viele Daten aus unserem Privatleben an
internationale Konzerne, dass es nur sinnvoll ist, einige dieser Daten
für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Jeder führt mit
seinem Smartphone einen Aktivitätstracker mit sich. Es wäre naiv
anzunehmen, dass Apple oder Samsung nicht sehr genau auswerten, wie und
wohin wir uns bewegen, weil sie diese Daten natürlich für Werbung oder
andere Zwecke verwenden möchten. Deswegen denke ich, Bürgerinnen und
Bürger sollten ihre Daten lieber für ein Projekt zur Verfügung stellen,
das dafür sorgt, dass alle davon profitieren. An einer Studie wie der
NAKO-Gesundheitsstudie teilzunehmen, ist ein Akt des Gemeinwohls.
„Bürgerinnen
und Bürger sollten ihre Daten lieber für ein Projekt zur Verfügung
stellen, das dafür sorgt, dass alle davon profitieren. An einer Studie
wie der NAKO Gesundheitsstudie teilzunehmen, ist ein Akt des
Gemeinwohls.“
Welche Untersuchungen finden Sie am interessantesten?
Wie
ich bereits erwähnt habe, finde ich die Bioimpedanzanalyse besonders
spannend. Obwohl ich die Hoffnung auf ein Sixpack längst aufgegeben
habe, interessiert es mich, wie viel Fett ich mit mir herumtrage. Auch
Untersuchungen, die sich mit Alterungsprozessen befassen, finde ich
faszinierend. Sie geben mir einen Eindruck davon, wie sich meine
kognitiven Fähigkeiten im Laufe der Zeit verändern. Durch den Riechtest
habe ich zudem erfahren, dass mein Geruchssinn nachlässt. Den Riechtest
habe ich nur mit 10 von 12 Punkten bestanden – das heißt, ich kann nicht
mehr alle Gerüche komplett scharf auseinanderhalten. Dann gibt es noch
diesen sehr simplen Intelligenztest, bei dem der Arbeitsspeicher des
Menschen vermessen wird, indem man sich Wörter oder Zahlen vorwärts und
rückwärts merken muss. Da fällt auf, wie kurz die Aufmerksamkeitsspanne
bereits geworden ist.
Und Greifkraft. Ich bin entnervt vom
Greifkrafttest, seit es ihn gibt. Handgreifkraft ist ein scharfer
Prädikator für die allgemeine Gesundheit im Alter. Dabei schneide ich
immer nur durchschnittlich ab, obwohl ich Greifkraft zuhause gezielt
trainiere. Durch die Studie bin immer wieder motiviert, weiter zu
trainieren, damit ich das nächste Mal besser abschneide.
Was würden Sie an der NAKO-Gesundheitsstudie verbessern?
Ich
finde die Studie schon sehr umfassend, aber ich bin mir nicht sicher,
ob der Einfluss von Umweltgiften genügend berücksichtigt wird. Wir sind
die erste Generation, die komplett mit Plastik aufwächst. Als ich
geboren wurde, gab es die ersten Plastik-Eierlöffel. Vorher wurde kein
Plastik genutzt. Es wäre interessant zu wissen, wie sich diese
Entwicklungen auf unseren Körper auswirken, etwa auf unseren
Hormonhaushalt oder die Spermienqualität. Auch der Einfluss
elektromagnetischer Strahlung könnte untersucht werden.
Welche Erfahrungen haben Sie am Leipziger NAKO-Studienzentrum gemacht?
Das
NAKO-Team am Leipziger Studienzentrum ist absolut reizend. Hier
herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre, und ich fühle mich immer gut
aufgehoben. Wahrscheinlich ist der Blutdruck, der gemessen wird, dadurch
etwas verfälscht, weil ich hier so entspannen kann.