LIFE Heart

​​​​Die LIFE Heart-Studie rekrutierte von 2006 bis 2014 insgesamt 7.000 Patient:innen mit Verdacht auf koronare Herzerkrankung, manifester Herzerkrankung oder Myokardinfarkt. Alle Patient:innen erhielten eine Koronarangiographie, sodass der Gefäßstatus im Herzen exakt bekannt ist. Diese Untersuchung ist in populationsbezogenen Studien nicht durchführbar. Zudem wurden die Patient:innen tiefgehend hinsichtlich des generellen Gefäßstatus und der Gesundheit des Herzkreislaufsystems untersucht. Umfangreiche Umweltfaktoren wurden erfasst. Die Kohorte ist tiefgehend molekular und labormedizinisch charakterisiert. Viele Untersuchungen sind identisch mit denen in LIFE Adult, sodass weitreichende Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Kohorten bestehen. Die LIFE Heart-Studie ist die größte koronarangiographisch charakterisierte Kohorte in Deutschland und eine der größten weltweit.

Hintergrund

​Die koronare Herzerkrankung (KHK) und deren Folgen wie Herzinfarkt und Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen in Deutschland. Trotz zunehmend verbesserter Thera­piemöglichkeiten und rückläufiger Sterbeziffern ist die KHK unverändert eine der führenden Diagnosen der Todesursachenstatistik.

Limitationen bisheriger Studien ergeben sich aus einer unterschiedlichen und teilweise unzureichen­den Charakterisierung der Proband:innen bzw. Patient:innen. Atherosklerotische Läsionen des Koronar­systems manifestieren sich klinisch auf unterschiedliche Weise, von zunächst asymptomatischen Verlauf, stabiler Angina pectoris bis zum akuten Koronarsyndrom und plötzlichem Herztod. Eine detaillierte und standardisierte Untersuchung des Gefäßsystems ist deshalb eine wesentliche Voraussetzung zur Identifikation und Validierung neuer Biomarker und Therapieansätze.​

Ziele und Inhalte

Das wichtigste Ziel von LIFE Heart ist die Identifizierung von Biomarkern und molekulargenetischen Faktoren, die in Zusammenhang mit der Entstehung und weiteren Entwicklung von Atherosklerose und Herz­infarkt stehen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird zukünftig eine Entwicklung neuer präventiver und therapeutischer Ansätze erwartet.

Als Leipziger Herzstudie wurde das Projekt in Kooperation zwischen dem Institut für Laboratoriumsmedizin und dem Herzzentrum der Universität Leipzig bereits 2006 begonnen. Seit 2010 wird das Projekt im Rahmen des LIFE Forschungszentrums​ weitergeführt. Bis Ende 2014 wurden insgesamt 7.000 Patient:innen in die Studie eingeschlossen. Die Patient:innen wurden mittels Herzkatheter, Herz- und Gefäßultraschall, EKG sowie weiteren kardiovaskulären Methoden detailliert untersucht und zu ihrer Eigen- und Familienanamnese, ihrem Rauchverhalten und weiteren Aspekten ihres Lebensstiles befragt. Mehrere Nachfolgeuntersuchungen bzw. –befragungen wurden bereits durchgeführt.

Eine weitere Besonderheit dieser Krankheitskohorte besteht in der detaillierten molekulargenetischen und labormedizinischen Charakterisierung der Patient:innen mittels neuester labortechnischer Analyseverfahren. Mehrere Ergebnisse zu molekulargenetischen Faktoren der Krankheitsentstehung des Krankheitsverlaufs wurden publiziert und haben national und international hohe Beachtung gefunden.

Die Kohorte wird in Zusammenarbeit des Herzzentrums (HZL), des Instituts für Labormedizin (ILM) und des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) betreut.​

Follow-Ups und Ausblick

Um das Voranschreiten kardiovaskulärer Erkrankungen bzw. das Auftreten schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse als Spätfolge zu verstehen, ist die Durchführung von Nachfolgeuntersuchungen (follow-up) von enormer Wichtigkeit.

In der LIFE Heart Studie wurden deshalb im Jahre 2012 und 2014 postalische Nachbefragungen durchgeführt und ausgewertet. Seit März 2019 werden LIFE Heart Patient:innen im Rahmen einer Studie zur Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) erneut in die Studienambulanz eingeladen und umfassend untersucht. Rekrutiert werden ca. 800 Patient:innen, bei denen zum Zeitpunkt der Basiserhebung keine Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde. Diese Studie wird im März 2022 abgeschlossen.

Parallel zu dieser Studie findet für alle weiteren Patient:innen ein umfassendes postalisches Follow-Up statt, das neben kardiovaskulären Ereignissen auch Informationen zur Medikamenteneinnahme, zum Lebensstil und Lebensqualität sowie zu psychischen Aspekten erhebt. Die Versandaktion lief von Dezember 2019 bis September 2021 und wird bis März 2022 durch Telefoninterviews mit den Patient:innen ergänzt. Zur Unterstützung der Rekrutierung und der Fragebogenversandaktion wurde von Dezember 2020 bis Februar 2021 eine Recherche der Todesfälle im Sächsischen Melderegister durchgeführt, die ca. 1800 Patient:innen der Basiserhebung als verstorben identifizierte.

Bisherige Ergebnisse – Highlights

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Neue genetische Einflussfaktoren für Chemerin gefunden, einem molekularem Botenstoff (Adipokin), der mit Entzündungsprozessen und Übergewicht in Verbindung steht:

Tönjes et al.  Genome wide meta-analysis highlights the role of genetic variation in RARRES2 in the regulation of circulating serum chemerin. PLOS Genet. 10, e1004854 (2014).


Beteiligung an der Entdeckung von 58 genetischen Loci, die das Risiko für Herzerkrankungen beeinflussen (
Pressebericht)

Nikpay et  al. A comprehensive 1000 Genomes-based genome-wide association meta-analysis of coronary artery disease. Nat Genet. (2015) 47(10):1121-30. 


Sechs neue genetische Loci gefunden, die mit veränderten Stoffwechselparametern im Zusammenhang stehen, dabei Aufklärung möglicher molekularer Mechanismen

Burkhardt et al. Integration of Genome-Wide SNP Data and Gene-Expression Profiles Reveals Six Novel Loci and Regulatory Mechanisms for Amino Acids and Acylcarnitines in Whole Blood. PLOS Genet. 11, e1005510 (2015).


Bisher größte Einzelstudie der Genetik der Genexpression identifiziert eine Vielzahl neuer regulatorischer Mechanismen mit Krankheitsrelevanz:

Kirsten et al. Dissecting the genetics of the human transcriptome identifies novel trait-related trans-eQTLs and corroborates the regulatory relevance of non-protein coding loci. Human molecular genetics 24, 4746–4763 (2015).


Zusammenhang zwischen Karotis-Plaques und kardiovaskulärer Erkrankung

Weissgerber et al. The value of noncoronary atherosclerosis for identifying coronary artery disease: results of the Leipzig LIFE Heart Study. Clinical research in cardiology: official journal of the German Cardiac Society (2016)


Molekulare Funktionsaufklärung des 9p21-Lokus der Atherosklerose

Holdt et al. Circular non-coding RNA ANRIL modulates ribosomal RNA maturation and atherosclerosis in humans. Nat Commun. (2016)


Validierung einer zirkulären RNA als Prognosemarker nach Myokardinfarkt (
Pressebericht)

 Vausort et al. Myocardial Infarction-Associated Circular RNA Predicting Left Ventricular Dysfunction. J Am Coll Cardiol. (2016) 


Aufklärung genetischer Ursachen von Karotis-Plaques

Pott et al. Genome-wide meta-analysis identifies novel loci of plaque burden in carotid artery. Atherosclerosis (2017)


Genetik der PCSK9-Regulation

Pott et al. Genetic Regulation of PCSK9 (Proprotein Convertase Subtilisin/Kexin Type 9) Plasma Levels and Its Impact on Atherosclerotic Vascular Disease Phenotypes. Circ Genom Precis Med. (2018)


Assoziation von Apolipoproteinen mit Atherosklerose

Dittrich et al. Plasma levels of apolipoproteins C-III, A-IV, and E are independently associated with stable atherosclerotic cardiovascular disease. Atherosclerosis (2019)


Genetik der geschätzten glomerulären Filtrationsrate

Wuttke et al. A catalog of genetic loci associated with kidney function from analyses of a million individuals. Nat Genet. (2019)


Genetik von Sexualhormonen und deren Beziehung zu atherosklerotischen Erkrankungen

Pott et al. Genetic Association Study of Eight Steroid Hormones and Implications for Sexual Dimorphism of Coronary Artery Disease. J Clin Endocrinol Metab. (2019)


Umfassende Beschreibung der LIFE-Heart Kohorte

Scholz et al. Cohort Profile: The Leipzig Research Center for Civilization Diseases-Heart Study (LIFE-Heart). Int J Epidemiol. (2020)


Verbindung zwischen Sport, Metabolom und atherosklerotischen Erkrankungen

Beutner et al. A metabolomic approach to identify the link between sports activity and atheroprotection. Eur J Prev Cardiol. (2020)


Proteomische Signaturen bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion

Kresoja et al. Proteomics to improve phenotyping in obese patients with heart failure with preserved ejection fraction. Eur J Heart Fail. (2021)​

Team

Prof. Dr. Berend Isermann
Institut für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik

​Kohortenleiter
Laboratoriumsmedizin

Prof. Dr. Holger Thiele
Herzzentrum Leipzig

​Kohortenleiter
Kardiologie 

Prof. Dr. Markus Scholz
Institut für Medizinische Informatik,
Statistik und Epidemiologie

​Stv. Kohortenleiter
Biometrie, Datenbank, Molekulare Analysen

​Prof. Dr. Philipp Lurz
Herzzentrum Leipzig

​Arzt Kardiologie

Dr. med. Karl-Philipp Rommel
Herzzentrum Leipzig

​Arzt Kardiologie​

Dipl.-Psych. Sylvia Henger 
Institut für Medizinische Informatik,
Statistik und Epidemiologie

​Studienkoordination, Datenmanagement

Kay Olischer
Institut für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik

​Studienassistent/MTA

Früher Beteiligte:


Prof. Dr. Joachim Thiery
Institut für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik
​Kohortenleiter
Laboratoriumsmedizin

Prof. Dr. Gerhard Schuler
Herzzentrum Leipzig

​Kohortenleiter
Kardiologie 

Prof. Dr. Daniel Teupser
Institut für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik

​Stv. Kohortenleiter
Laboratoriumsmedizin

Prof. Dr. Ralph Burkhardt
Institut für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik

​Stv. Kohortenleiter
Laboratoriumsmedizin

Dr.  med. Andrej Teren
Herzzentrum Leipzig

​Arzt Kardiologie

​Dr. med. Frank Beutner
Herzzentrum Leipzig

​Arzt Kardiologie

Annegret Unger
Institut für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik

​Studienassistentin/MTA


Studienleitung:

Prof. Dr. Berend Isermann
Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Universitätsmedizin Leipzig

Prof. Dr. Holger Thiele
Universitätsklinik für Kardiologie, Herzzentrum Leipzig

Stellv. Studienleitung:

Prof. Dr. Markus Scholz
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig​

Kontakt

Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE)
Universität Leipzig
Prof. Dr. Markus Scholz
Härtelstraße 16 – 18
04107 Leipzig

Telefon: 0341 - 97 16100
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Philipp-Rosenthal-Str. 27, Haus M
04103 Leipzig
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